🎄Weihnachtsgeschichte: Apfent🎄
Der Apfent ist die schönste Zeit vom Winter. Die meisten Leute haben im Winter eine Grippe. Die ist mit Fieber. Wir haben auch eine, aber die ist mit Beleuchtung und man schreibt sie mit K. Drei Wochen bevor das Christkindl kommt, stellt Papa die Krippe im Wohnzimmer auf und meine kleine Schwester und ich dürfen mithelfen. Viele Krippen sind langweilig, aber die unsere nicht, weil wir haben mords tolle Figuren darin. Ich habe einmal den Josef und das Christkindl auf den Ofen gestellt, damit sie es schön warm haben und es war ihnen zu heiß. Das Christkindl ist schwarz geworden und den Josef hat es auf lauter Trümmer zerrissen. Ein Fuß von ihm ist bis in den Plätzlteig geflogen und es war kein schöner Anblick. Meine Mama hat gesagt, dass nicht einmal die Heiligen vor meiner Blödheit sicher sind.
Wenn Maria ohne Mann und ohne Kind herumsteht, schaut es nicht gut aus. Aber ich habe gottseidank viele Figuren in meiner Spielkiste und der Josef ist jetzt Donald Duck. Als Christkindl wollte ich den Asterix nehmen, weil der ist als einziger so klein, dass er in den Futtertrog gepasst hätte. Da hat meine Mama gesagt, man kann doch als Christkindl keinen Asterix hernehmen, da ist ja das verbrannte Christkindl noch besser. Es ist zwar schwarz, aber immerhin ein Christkindl. Hinter dem Christkindl stehen zwei Oxen, ein Esel, ein Nilpferd und ein Brontosaurier. Das Nilpferd und den Saurier habe ich hineingestellt, weil die Oxen und der Esel waren mir allein zu langweilig. Links neben dem Stall kommen gerade die heiligen drei Könige daher. Ein König ist dem Papa im letzten Apfent beim Putzen heruntergefallen und er war dodal hin, der König.
Jetzt haben wir nur zwei heilige Könige und einen heiligen Batman als Ersatz. Normal haben die heiligen drei Könige einen Haufen Zeug für das Christkindl dabei, nämlich Gold, Weihrauch und Püree, oder so ähnlich. Von den unseren hat einer anstatt Gold ein Kaugummipapierl dabei, das glänzt auch schön. Der andere hat eine Zigarette in der Hand, weil wir keinen Weihrauch haben. Aber die Zigarette raucht auch schön, wenn man sie anzündet. Stinken tut der Weihrauch besser. Der heilige Batman hat eine Pistole dabei. Das ist zwar kein Geschenk für das Christkindl, aber damit kann er es vor dem bösen Saurier beschützen. Hinter den drei Heiligen sind ein paar rothäutige Indianer und ein kaasiger Engel. Dem Engel ist ein Fuß abgebrochen, darum haben wir ihn auf ein Motorrad gesetzt, damit er sich leichter tut. Mit dem Motorrad kann er fahren, wenn er nicht gerade fliegt.
Rechts neben den Stall haben wir ein Rotkäppchen hingestellt. Sie hat eine Pizza und drei Weißbier dabei für die Oma und reißt gerade einen Steinpilz ab. Einen Wolf haben wir nicht, darum lurt hinter dem Baum ein Bummel als Ersatz-Wolf hervor. Mehr steht in unserer Krippe nicht, aber das reicht voll. Am Abend schalten wir die Lampe an und dann wird unsere Krippe erst so richtig schön. Wir sitzen so herum und singen Lieder vom Apfent. Manche gefallen mir, aber die meisten sind mir zu lusert. Mein Opa hat mir ein Gedicht vom Apfent gelernt und das geht so: Apfent, Apfent, der Bärwurz brennt! Erst trinkst oan, dann zwoa, drei vier, dann hauts di mit dein Hirn an d‘Tür! Obwohl dieses Gedicht recht schön ist, hat Mama gesagt, ich darf es mir nicht merken. Im Apfent wird auch gebastelt. Wir haben eine große Schüssel voller Nüsse und eine kleine voller Goldstaub. Darin wälzeln wir die Nüsse, bis sie golden sind und das Christkindl hängt sie später an den Christbaum. Man darf nicht fest schnaufen, weil der Goldstaub ist dodal leicht und er fliegt herum, wenn man hinschnauft zu ihm. Einmal habe ich vorher in den Goldstaub ein Niespulver hineingetan und wie mein Vater die erste Nuss darin gewälzelt hat, tat er einen Nieserer, dass es ihn gerissen hat, und sein Gesicht war golden und seine Nuss nicht. Mama hat ihn geschimpft, weil er keine Beherrschung hat und hat gesagt, er stellt sich dümmer an wie ein Kind. Meinem Vater war es recht zuwider und er hat nicht mehr mitgetan. Er hat gesagt, dass bei dem Goldstaub irgendetwas nicht stimmt und Mama hat gesagt, dass höchstens bei ihm etwas nicht stimmt. Ich habe mich sehr gefreut, denn es war insgesamt ein lustiger Apfentabend. Kurz vor Weihnachten müssen wir unsere Wunschzettel schreiben. Meine Schwester wünscht sich meistens Puppen oder sonst ein Glump. Ich schreibe vorsichtshalber gleich mehr Sachen darauf und zum Schluss schreibe ich dem Christkindl, es soll einfach so viel kaufen, bis das Geld ausgeht. Meine Mama sagt, das ist eine Unverschämtheit und irgendwann bringt mir das Christkindl gar nichts mehr, weil ich nicht bescheiden bin. Aber bis jetzt habe ich immer etwas gekriegt. Und wenn ich groß bin und selber ein Geld verdiene, dann bin ich überhaupt nicht mehr bescheiden und kaufe mir selber etwas und das Christkindl ist mir wurscht. Bis man schaut, ist der Apfent vorbei und Weihnachten auch und die Geschenke sind ausgepackt und man kriegt bis Ostern überhaupt nichts mehr, höchstens wenn man vorher Geburtstag hat.
Aber eines ist gewiss: Der nächste Apfent, der kommt bestimmt!
Der Apfent – eine Weihnachtsgeschichte aus dem Buch “Endlich wieder gschafft. Weihnachtsgeschichten” von Toni Lauerer:
https://www.battenberg-gietl.de/produkt/endlich-wieder-gschafft
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