07. Juni 2019, Wien, Österreich.
Der 4. Fachtag Ethik wird folgende drei Themen behandeln:
Palliative Sedierung: eine Praxis mit Unbehagen
Die Palliative Sedierung ist ein medizinisches Verfahren am Lebensende, das dann zur Anwendung kommt, wenn Symptome mit großem Leidensdruck einhergehen und als therapierefraktär eingeschätzt werden. Gibt es ein allgemein gültiges Verständnis dafür, welche Symptome darunterfallen, was „großer Leidensdruck“ bedeutet und wer ihn beurteilen kann? Wie soll man damit umgehen, wenn manche eine tiefe Sedierung als selbstbestimmte Entscheidung ansehen, den eigenen Tod zu beschleunigen, gleichsam als Alternative zur „Sterbehilfe“? Welche Gründe mag es geben, dass dieses Verfahren aus der Palliativmedizin in andere Bereiche geraten ist und die Häufigkeit der Anwendung insgesamt zunimmt? Wird es in Zukunft eine kulturelle Norm darstellen, „sediert“ zu sterben, und was bedeutet das für unsere Gesellschaft und unser Menschenbild?
Aktuelle Kontroversen zur Organtransplantation
Immer mehr Menschen benötigen dringend eine Organtransplantation, doch die Zahlen der zur Verfügung stehenden Organe stagnieren oder sinken. Dabei stammen hierzulande die meisten Organe nach wie vor von Menschen, bei denen der Tod aufgrund eines unumkehrbaren Ausfalls der Gehirnfunktionen festgestellt wurde (sog. Hirntod). Aktuell ist in Deutschland und der Schweiz die Debatte wieder aufgeflammt, ob die Organe der so Verstorbenen entnommen werden können, solange der Betreffende nicht widersprochen hat (das österreichische Modell), während eine ausdrückliche Zustimmung des Betreffenden oder seiner Angehörigen bisher gefordert ist. Da aber selbst mit der Widerspruchslösung die Organknappheit bestehen bleibt, stellt sich die Frage nach alternativen Verfahren der Organgewinnung sowie in verschärfter Form die Frage nach der gerechten Allokation der knappen Organe. In Österreich und der Schweiz wird sie bereits praktiziert und derzeit forciert, in Deutschland ist sie bislang nicht legalisiert worden.
Menschenwürdige Medizin heute und morgen
Die Medizin befindet sich aktuell in einem fundamentalen Umbruch. Die Digitalisierung und Automatisierung verändert Diagnostik, Behandlung und Pflege in verschiedensten Kontexten und damit auch die Arbeit der Fachkräfte. Zugleich orientiert sich das Gesundheitssystem immer stärker an ökonomischen Kriterien und unterliegt den Kräften des Marktes und Wettbewerbs. Der chronische Personalmangel, besonders in der Pflege, bedroht zudem die Qualität und Menschlichkeit der Patientenversorgung. Immer lauter wird daher die Frage gestellt, ob die gegenwärtige Medizin noch eine menschenwürdige ist. Aber ist der Begriff der Menschenwürde ein tragfähiges Konzept, das klar und konkret genug ist, um als ethische Orientierung zu dienen? Wie hilft uns das Konzept der Menschenwürde etwa weiter bei ethischen Fragen am Lebensende? Wie können wir Menschenwürde im Gesundheitsbereich heute verstehen und mit Leben erfüllen?
Auch zum 4. Fachtag Ethik haben wir versucht, aus den drei deutschsprachigen Ländern exzellente und erfahrene Redner verschiedener Disziplinen zu gewinnen, um gemeinsam in einen lebendigen Dialog zu treten. Wir wollen Sie wieder einladen, mit uns andere und neue Perspektiven zu gewinnen, angeregt zu werden, um den ethischen Anforderungen unserer schwierigen und verantwortungsvollen Berufsfelder besser begegnen zu können.
Auf ein Wiedersehen in Wien freuen sich
Vorsitzender der AG Ethik der österreichischen Palliativgesellschaft
Institut des Humanités en Médecine,
Centre Hospitalier Universitaire Vaudois
Universität Lausanne, Schweiz
Ort: Programm: Hier finden Sie das wissenschaftliche Programm. Anmeldung: Melden Sie sich online an.
Haus der Ingenieure
Eschenbachgasse 9
1010 Wien
Österreich
Veröffentlicht in GI-Mail 05/2019 (Deutsche Ausgabe). Abonnieren Sie GI-Mail hier.
Tipp: Aktuelle Weiterbildungsangebote zum Thema Medizin und Gesundheit finden Sie laufend online in der Bildungsdatenbank »medicine & health«.