Psychiatrietertial in Zürich

von Julia Bücheler.

Schon im Vorfeld meines Studiums hatte ich das Anliegen, dieses so international wie möglich zu gestalten. Ein Austauschjahr während meiner Schulzeit war mir nicht möglich, also sollte es im Studium zwangsläufig eine Alternative sein. Das 6. Studienjahr bietet sich hervorragend an, um für eine limitierte Zeit die eigene zukünftige Arbeitswelt in einem anderen Land kennenzulernen. Klassischerweise habe ich mich, wie auch viele StudienkollegInnen bereits vor mir, für mein erstes Auslandstertial in der Schweiz entschieden.

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Bewerbung und Vorbereitung

Beworben habe ich mich für mein Wahltertial Psychiatrie an der psychiatrischen Universitätsklinik Zürich (PUK) etwa zwei Jahre im Voraus. Zwar denke ich, dass auch kurzfristigere Bewerbungen möglich sind, allerdings war mir bereits früh klar, wie ich mein KPJ gestalten möchte. Die Bewerbungsunterlagen bestanden aus einem kurzen Motivationsschreiben sowie Lebenslauf. Eine Zusage habe ich bereits am Folgetag erhalten.

Im übermittelten Vertrag (samt Einladung zur Feier anlässlich des 100-jährigen Bestehens ;-)) wurde mir ein Bruttogehalt von CHF 1.209,75 bei einer 42h Woche zugesichert. Genaue Informationen dazu sind auch auf der Homepage der PUK ersichtlich: Informationen für Unterassistenten in der KPPP

Wichtig zu erwähnen ist, dass die PUK das Gehalt zwar auch an ein EU-Konto auszahlt, allerdings, kommt es dabei zu Abzügen und das Gehalt fällt entsprechend etwas geringer aus. Ich würde daher empfehlen, sich für die Dauer des Auslandsaufenthaltes ein kostenloses Schweizer Bankkonto zuzulegen (von diesem kann man dann auch die Miete in CHF zahlen).

Über die PUK besteht eine Haftpflicht-, jedoch keine Krankenversicherung. Daher ist es ratsam im Vorfeld zu klären, ob die eigene Versicherung einen Auslandsaufenthalt über die gesamte Dauer in der Schweiz abdeckt. Bei mir war dies der Fall.

Da man sich innerhalb der Schweiz nicht in einem EU-Land befindet, decken die meisten Mobilfunkanbieter dies nicht mit ab. Im Vorfeld sollte man sich also unbedingt nach einem geeigneten Anbieter umschauen, oder dies innerhalb der ersten Tage vor Ort tun. Am Bahnhof in Zürich gibt es zwar gut funktionierendes W-Lan, trotzdem sollte man aber sein Datenroaming ausschalten, sofern der eigene Vertrag keine Abdeckung für die Schweiz beinhaltet. Ich habe mir bei Aldi Suisse Mobile eine Prepaidkarte für CHF 24,90 /mtl. zusenden lassen.

Eine Unterkunft wird durch die PUK, im Gegensatz zu anderen Spitälern in Zürich, nicht bereitgestellt und muss entsprechend selbst organisiert werden. Ich habe ca. 2 Monate vor meinem Aufenthalt begonnen zu suchen und bin über WG-Gesucht fündig geworden. Leider ist das Angebot im Generellen sehr überschaubar und ich empfehle dringend sich bereits früher um eine Unterkunft zu kümmern. Gezahlt habe ich CHF 800 /mtl.

Klinik

Die PUK ist auf einer Anhöhe etwas fernab des Stadtzentrums gelegen. Im näheren Umkreis befinden sich allerdings mit der neu errichteten Kinderklinik sowie den Kliniken Balgrist und Hirslanden gleich mehrere medizinische Einrichtungen. Die Anbindung mit den Öffis ist entsprechend gut.

Rund um das Klinikgebäude befindet sich ein weitläufiges bewaldetes Areal, welches in Mittagspausen gut genutzt werden kann und darf, um heimisches Obst zu pflücken. Das Essen im MitarbeiterInnen Restaurant ist sehr gut und kostet zwischen CHF 7-12.

Die Klinik selbst besteht aus offenen und geschlossenen Abteilungen sowie Akutpsychiatrischen- und Therapiestationen. Ich habe die ersten 10 Wochen auf einer geschlossenen akutpsychiatrischen Station (Schwerpunkt überwiegend Schizophrenie, daneben Abhängigkeitserkrankungen und affektive Störungen) und die letzten 6 Wochen auf einer Therapiestation (Schwerpunkt Alkoholabhängigkeit und Depression) verbracht.

Tätigkeit und Arbeitsbedingungen

Meine Arbeitszeiten waren Mo-Fr von 8:00 bis 16/17:00 Uhr. Morgens beginnt der Tag mit dem großen Klinikrapport, wobei das ärztliche Team aller Stationen anwesend ist und über die Geschehnisse und Eintritte der vergangenen Nacht berichtet wird. Auf der akutpsychiatrischen Station habe ich als Unterassistentin Visiten und Therapiegespräche begleitet, körperliche Untersuchungen durchgeführt und anfallende administrative Tätigkeiten durchgeführt. Auf der Therapiestation habe ich überwiegend PatientInnen bei ihren Therapien begleitet und durfte auch eigene PatientInnen betreuen.

Besonders erwähnenswert zu nennen ist, dass man jederzeit bei psychiatrischen Therapiesitzungen o.ä. anwesend sein darf, sofern dies nicht abgelehnt wird. So bekommt man beispielsweise die Gelegenheit eine EKT oder auch richterliche Anhörungen mitzuerleben.

Jeden Mittwochnachmittag finden zudem Fallbesprechungen und Fortbildungen für AÄs und StudentInnen gleichermaßen statt.

Team

Das ärztliche Team auf den Stationen ist relativ klein gehalten und besteht für gewöhnlich aus einem/ einer OÄ und zwei AÄ. Als MedizinstudentIn findet man entsprechend schnell den Anschluss und wird als vollwertiges Teammitglied mit eigenen Verantwortungsgebieten wahrgenommen. Anders als in Österreich oftmals üblich, sind die Hierarchien flach und man kennt sich mit Vornamen. Für alle persönlichen Anliegen gab es jederzeit ein offenes Ohr.

Freizeitgestaltung

Zürich an sich hat als Stadt einiges zu bieten. Ich hatte den Vorteil während den Sommermonaten dort gewesen zu sein und konnte dementsprechend das schöne Wetter beim Baden im Zürichsee oder in der Limmat genießen. Im Umland gibt es einige Wanderstrecken und im Herbst sogar Kürbisausstellungen. Dank dem Angebot der Stadt, kann man sich für einen Tag ein Fahrrad gratis leihen und damit um den See fahren. Empfehlenswert ist es in jedem Fall die KulturLegi zu beantragen. Diese ist gratis und man kann mein Eintritt in Museen und Strandbädern Geld sparen. Infos dazu weiter unten und auf der Website.

Kostentabelle

Anreise (Zug von Wien nach Zürich) circaEUR 100
Unterkunft / monatl.EUR 800
Essen & Trinken / monatl.EUR 400
Öffentliche Verkehrsmittel / monatl circaca. EUR 100
Freizeitaktivitätensehr individuell
Fixkosten pro MonatEUR 1300

Links

Universitätsklinik Zürich (PUK
https://www.pukzh.ch/karriere-bildung/ – hier finden sich alle offenen Stellenausschreibungen der PUK

Aldi Suisse Mobil
https://www.aldi-mobile.ch/prepaid
Aldi Schweiz, ein Anbieter für günstige Handytarife

WG-Gesucht.de
https://www.wg-gesucht.de – zur WG Suche in Zürich
Eines der größten Portale Europas für WG-Zimmer, Co-Living und Wohnungen

Züri rollt
 https://www.zuerich.com/de/besuchen/sport/zueri-rollt – Informationen zum gratis Fahrradverleih der Stadt Zürich

https://www.juckerfarm.ch/hoferlebnis/kuerbisausstellung/
hier gibt’s die Kürbisausstellungen!

KulturLegi – Schweiz
https://www.kulturlegi.ch
Die KulturLegi ist ein persönlicher Ausweis für Menschen, die mit einem knappen Budget leben müssen. Unbedingt direkt beantragen um Geld für Freizeitaktivitäten zu sparen

Kontakt

Bei Fragen zu Julia Büchelers Famulatur, oder bei Fragen an Julia Bücheler persönlich, wenden Sie sich direkt an die GI-Redaktion. Schreiben Sie uns ein E-Mail an: media@goinginternational.org

Haben Sie Fragen zu den Themen Arbeiten & Weiterbildung oder Jobsuche & Karriere? Dann schreiben Sie an Frau Mag. Seitz: office@goinginternational.org

Zitierung:

Bücheler Julia: Psychiatrietertial in Zürich (In: Polak, G. [Hg.]: GI-Mail MM/JJ, ISSN: 2312-0819 Going International, Wien 2024)


Diese Publikation steht hier zum Download bereit.


Veröffentlicht in GI-Mail 06/2024 (Deutsche Ausgabe).

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