Von Stefan Smoly
Aufbruch nach Zürich
Ich kann mich erinnern, dass ich schon zu Beginn des Studiums eine Vorliebe für Auslandsaufenthalte bei mir bemerkt habe und deshalb immer aufmerksam nach Austauschprogrammen Ausschau gehalten habe, die für mich in Frage kommen könnten.
Als dann die Zeit des 5. Studienjahres heranrückte, in der viele Bekannte von mir einen Erasmus-Aufenthalt oder die Absolvierung der Tertiale als Freemover planten, habe ich ebenfalls begonnen, mich nach geeigneten Möglichkeiten umzusehen.

Da mir die Organisation der Tertialplätze als Freemover zu kompliziert und aufwändig erschien, fiel meine Wahl auf die Bewerbung für einen Erasmusplatz sowie einen Platz für das SEMP-Austauschprogramm in der Schweiz über das Mobility online Portal der „Medizinischen Universität Wien“. Ich setzte mich also daran, ein Motivationsschreiben zu verfassen und meinen Lebenslauf aufzupolieren, bevor ich alle notwendigen Unterlagen eingereicht habe. Es folgten einige Monate des Zitterns. Aber umso größer war dann die Freude, als ich per E-Mail benachrichtigt wurde, dass ich im Sommersemester drei Monate meines Tertials in Zürich absolvieren durfte. Dies stellte sich einige Zeit später als besonders glücklich heraus, da die COVID-Pandemie vorerst alle Auslandsaufenthalte bis einschließlich des Wintersemesters vor meinem Auslandsaufenthalt zum Erliegen brachte. Einige meiner Bekannten hatten nicht so viel Glück und ihr Auslandsaufenthalt fiel leider ins Wasser. Ich war überaus erleichtert, als die Zusage kam, dass alle Auslandsaufenthalte ab dem Sommer wieder wie geplant stattfinden würden, und ich endlich mit der Reiseplanung und Organisation beginnen konnte.
Ich muss gestehen, dass mich die Möglichkeit, ein Praktikum in der Schweiz zu absolvieren, besonders fasziniert hat. Zum einen, weil ich die Schweiz bisher noch nie besucht habe, und zum anderen, da ich bereits mehrfach von den hohen medizinischen Standards und der ausgezeichneten medizinischen Ausbildung in den dortigen Krankenhäusern gehört habe. Außerdem hatte ich von einem Kollegen erfahren, dass Studierende in der Schweiz häufig gefordert werden und gute Mitarbeit sehr geschätzt wird – zwei Aspekte, die ich als äußerst positiv wahrnahm. Zusätzlich reizte mich die Möglichkeit, ein anderes Gesundheits- und Versicherungssystem aus erster Hand kennenzulernen und dabei sowohl positive als auch negative Eindrücke mit den Erfahrungen aus meinem Heimatland zu vergleichen.
Dank der hervorragenden Organisation und Vorbereitung seitens der MUW sowie der Kliniken in Zürich, an denen ich einen Tertialplatz erhalten hatte, verlief die Planung reibungslos, und ich konnte mich voller Vorfreude auf das bevorstehende Abenteuer einstimmen.
Arbeitsalltag und Betriebsklima im Krankenhaus
Ich durfte während meines Auslandsaufenthalts drei Krankenhäuser in Zürich kennenlernen: Das Kinderspital Zürich, das Stadtspital Triemli und das Universitätsspital Zürich.
Den ersten Monat verbrachte ich im Kinderspital Zürich, wo ich am ersten Tag sehr herzlich begrüßt und für den Krankenhausalltag gebrieft wurde. Hier wurde erklärt, welche Aufgabenbereiche mir zugeteilt werden und was für Erwartungen die ÄrztInnen an MedizinstudentInnen stellen. Als ich das Team für den ersten Monat kennenlernte, war direkt eine Kollegialität und ein freundlicher Umgangston zu spüren, was ich sehr zu schätzen wussten. Im Hinblick auf das Teaching war ich positiv überrascht, wie viel Zeit sich auch die OberärztInnen für uns Studierende nahmen. Sie erklärten bereitwillig selbst einfache, aber grundlegende Konzepte, was ich besonders wertschätzte. Auch wurde für die AssistenzärztInnen und StudentInnen einmal wöchentlich eine Weiterbildung gehalten. Die Weiterbildungen waren immer sehr lehrreich und fanden ab und zu sogar in Kombination mit gratis Essen statt. Die Arbeitszeiten waren Montag bis Freitag von 8 – 16 Uhr, wobei manche StudentInnen auch am Wochenende Dienste machten. Dies war aber optional.
Für den zweiten Monat wechselte ich in das Stadtspital Triemli, ein Krankenhaus mit chirurgischem Schwerpunkt. Dem Klischee entsprechend war der Umgangston etwas rauer, die Hierarchien waren etwas steiler und das Arbeitsklima etwas kompetitiver. Da mir das persönlich allerdings nichts ausmacht, habe ich mich auch hier mit fast allen ÄrztInnen außerordentlich gut verstanden. Rückblickend würde ich sagen, dass dieser eine Monat in Bezug auf praktische Tätigkeiten der lehrreichste meines gesamten Studiums war. Ich übernahm als Student genau die gleichen Aufgaben wie die AssistenzärztInnen und betreute PatientInnen immer gemeinsam mit einem/einer OberarztIn. Sehr häufig musste ich auch kleine Eingriffe, wie beispielsweise das Nähen von Platzwunden im Eingriffsraum, selbständig durchführen. Fortbildungen waren in diesem Tertial eher selten, ich erinnere mich tatsächlich nur an eine einzige. Da es einen Rotationsplan gab, waren die Dienstzeiten sehr unregelmäßig, und es waren sowohl Vormittags- als auch Nachtdienste dabei.
Den letzten Monat des Tertials absolvierte ich im Universitätsspital Zürich. Im Vergleich zu den anderen beiden Spitälern fiel mir vor allem auf, dass die Arbeitsbelastung bei den ÄrztInnen höher war. Zudem wurden hier viele PatientInnen mit teilweise sehr komplexen Krankheitsbildern behandelt. Nichtsdestotrotz haben sich die meisten ÄrztInnen bemüht, Zeit für Erklärungen und Teachings zu finden. Meine Arbeit als Student war jedoch meist sehr eintönig und beschränkte sich auf die klassischen Aufgaben der Stationsarbeit. Fortbildungen fanden einmal wöchentlich statt. Die Arbeitszeiten waren hier wieder deutlich regelmäßiger, nämlich Mo – Fr von 8 – 16 Uhr.
Freizeit in Zürich
Die Stadt Zürich hat mir sehr gut gefallen. Sie ist eine der saubersten Städte, die ich je gesehen habe, und die Leute, mit denen man nur einige Worte wechselt, sind ausgesprochen höflich. Gewohnt habe ich im StudentInnenwohnheim des Universitätsspitals. Es lag nur 5 Gehminuten vom Uniklinikum entfernt und wunderschön etwas höher als das Stadtzentrum, in Richtung des Zürichbergs. Im Wohnheim waren die Zimmer recht klein und man hatte lediglich ein Waschbecken im Zimmer. WCs, Duschen und Küche wurden gemeinschaftlich genutzt. Trotzdem kann ich das Wohnheim nur wärmstens empfehlen. Dort trafen so viele sympathische Studierende aufeinander, so dass entspannte Abende mit gemeinsamem Grillen oder Spielen ebenso regelmäßig stattfanden wie viele Partys und ausgelassenes Feiern. Ein kleiner Nachteil war, dass die Eintrittspreise in Zürcher Clubs recht hoch sind, aber es gibt einige Sonderaktionen – zum Beispiel hat man als Studierende/r donnerstags freien Eintritt in einige Clubs.
Schon zu Beginn habe ich einige Kollegen gefunden, mit denen ich regelmäßig gemeinsam Sport gemacht habe. Wir sind oft zusammen ins Fitnessstudio gegangen, da es nur wenige Schritte entfernt eine kostenlose Einmonats-Mitgliedschaft gab. Aber auch Laufen, Radfahren und Bouldern sind in Zürich problemlos möglich. Für Boulderer kann ich das Klettern in der Boulderhalle Dübendorf (die ein super Preis-Leistungs-Verhältnis bietet) wärmstens empfehlen. Viele StudentInnen hatten ihre Rennräder mit und einige haben sogar ausgedehnte Wandertouren über mehrere Tage gemacht, was sich in der Schweiz natürlich auch besonders anbietet.
Versicherungsfragen
Eine Unfallversicherung in der Schweiz musste ich mir nicht persönlich zulegen. Diese erfolgte automatisch über die Anstellung an den jeweiligen Spitälern. Allerdings benötigte ich eine Auslandskrankenversicherung. Diese habe ich über die Wiener Städtische organisiert. Diese bietet ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis für eine umfassende viermonatige Auslandsversicherung. Eine Haftpflichtversicherung war darin allerdings nicht enthalten, diese erfolgte allerdings genau wie die Unfallversicherung über die jeweiligen Spitäler.
Kostentabelle
Beschreibung | Kosten in Euro |
---|---|
Unterkunft / Monat | 700 |
Verpflegung / Monat | 500 |
Freizeitaktivitäten / Monat | 500 |
Summe / Monat | 1700 |
Summe 3 Monate | 5100 |
An- und Abreise Zug | 200 |
Gesamt | 5300 |
Interessante Webseiten
- Mobility online Portal der MUW: Die Mobility Online Plattform der Medizinischen Universität Wien ist ein digitales Verwaltungssystem, das Studierenden und Mitarbeitenden die Organisation und Abwicklung von internationalen Mobilitätsprogrammen wie Erasmus+ und Auslandsaufenthalten erleichtert.
- Wiener Städtische
- Homepage des Universitätsspitals Zürich
- Homepage des Kinderspitals Zürich
- Homepage des Stadtspitals Triemli
- Stadt Zürich
- Freizeitaktivitäten in Zürich
- Boulderhalle Dübendorf
Kontakt
Bei Fragen zu Stefan Smolys Famulatur, oder bei Fragen an Stefan Smoly persönlich, wenden Sie sich direkt an die GI-Redaktion. Schreiben Sie uns ein E-Mail an: media@goinginternational.org
Haben Sie Fragen zu den Themen Arbeiten & Weiterbildung oder Jobsuche & Karriere? Dann schreiben Sie an Frau Mag. Seitz: office@goinginternational.org

Zitierung:
Smoly, Stefan:Mein Klinisch-Praktisches Jahr: Erfahrungen am Kinderspital Zürich – Stadtspital Triemli – Universitätsspital Zürich
Diese Publikation steht hier zum Download bereit.
Veröffentlicht in GI-Mail 03/2025 (Deutsche Ausgabe).
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