Von Iryna Skoblenko
Famulatur in Albacete, Spanien
Ich studiere an der Medizinischen Universität Wien und habe in den Sommerferien nach dem 5. Jahr meines Medizinstudiums eine Famulatur in Albacete in Spanien absolviert. Ich habe im Rahmen meines Studiums viele Auslandserfahrungen gesammelt (Austauschprogramme, Famulaturen) und fand es immer sehr spannend zu sehen, wie das Gesundheitssystem in anderen Ländern funktioniert.
Während des Studiums habe ich alle Möglichkeiten genutzt, um möglichst viel Zeit im Ausland zu verbringen.

Ich habe mich für den Famulatur Austausch am Anfang des 5. Jahres über die AMSA (Austrian Medical Students‘ Association) beworben. Man muss ein Formular auf der Webseite ausfüllen und die Länderpräferenzen angeben. Man kann sich für die Sommermonate bewerben. Ich habe mich für 4 Wochen im Juli entschieden. Welchem Land man zugeteilt wurde, erfährt man im Oktober/November. Danach muss man das Angebot annehmen oder ablehnen. Erst im Dezember erfährt man, in welcher Stadt und in welcher Abteilung der Austausch stattfindet. Nachdem man die Kosten (EUR 499) bezahlt hat, bekommt man Zugang zu einer Onlineplattform, wo man die notwendigen Dokumente (u.a. Versicherungsnachweis, Strafregisterauszug, Sprachnachweis) hochladen kann.
Ich muss leider sagen, dass die Kommunikation mit AMSA sehr unproduktiv war. Die Organisation wird von Studierenden geleitet. Ich habe viel zu lange auf eine Antwort warten müssen, und selbst dann habe ich keine aussagekräftigen Antworten auf die von mir gestellten Fragen erhalten.
Meine Reise und die Unterkunft
Die Anreise muss selbst organisiert werden. In Albacete gibt es keinen Flughafen. Man kann also nach Valencia oder Madrid fliegen und von dort mit dem Zug oder Bus nach Albacete fahren. Ich habe meine Flüge schon im Februar gebucht. Ich entschied mich für Madrid und buchte dann einen Bus vom Flughafen nach Albacete.
Am Busbahnhof wurde ich von einer einheimischen Studentin abgeholt und zu meiner Unterkunft gebracht. Die Unterkunft wird von AMSA organisiert und ist in den Kosten (EUR 499) enthalten. Wir waren eine Gruppe von 9 Austauschstudierenden und hatten 2 Unterkünfte. Ich habe eine Wohnung mit 3 anderen Studentinnen geteilt. Nicht alle hatten ein eigenes Zimmer (einige mussten sich ein Zimmer teilen). Durch die schlechte Organisation wurden die Wohnungen sehr kurzfristig gebucht. Diese waren sehr schmutzig. In einer Wohnung gab es 3 Tage lang kein warmes Wasser und man konnte nicht duschen, weil das Wasser eiskalt war (und das im Sommer). Es gab weder eine Klimaanlage noch einen Ventilator. Bei Temperaturen von über 40 Grad tagsüber war das nicht optimal.
Die Wohnungen waren ca. 30 Minuten zu Fuß vom Krankenhaus entfernt. In der Früh als es noch relativ kühl war, fand ich den Weg zum Krankenhaus sehr angenehm. Mittags (14 – 15 Uhr) hatte es dann mindestens 35 Grad und der halbstündige Spaziergang war eher ein Sprint von Schatten zu Schatten.
Am Krankenhaus von Albacete
Das Hospital Universitario Albacete hat mehrere Standorte in der Stadt. Albacete hat ca. 170.000 Einwohner. Ich war im größten Standort der Stadt mit einem großen OP-Komplex eingeteilt. Das Krankenhaus hatte eine eigene Thorax- und Gefäßchirurgie, eine Geburtsklinik usw.
Am ersten Tag der Famulatur haben wir uns mit den einheimischen Studierenden im Krankenhaus getroffen, wo wir eine Einführung bekommen haben. Wir wurden den zuständigen ÄrztInnen vorgestellt und ums Krankenhaus geführt. Ich habe meine Famulatur auf der Abteilung für Allgemeinchirurgie gemacht. Die offizielle Sprache des Austausches war Englisch (ich habe auch den entsprechenden Sprachnachweis hochgeladen). Allerdings hat kaum jemand Englisch verstanden. Ich konnte mich verständigen, weil ich in meiner Freizeit Spanischkurse besucht habe. Ansonsten wäre die Kommunikation unmöglich gewesen.
Die Morgenbesprechung hat um 8 Uhr in der Früh begonnen. Danach wurde ich meistens in den OP geschickt, wo ich zugeschaut habe.
Im OP-Trakt gab es 8 OP-Säle, von denen 4 Säle zur Allgemeinchirurgie gehörten und die restlichen Säle zwischen der Thorax-, der Unfall- und der Kinderchirurgie aufgeteilt waren. Ich konnte frei zwischen den Sälen rotieren und mir die spannendsten OPs aussuchen (man konnte auf dem OP-Plan am Gang sehen, welche OPs ausgeschrieben waren). In dieser Zeit habe ich sehr viele laparoskopische Operationen (Gallenblasen-OPs, Leberteilresektionen, Appendektomien), aber auch viele Laparotomien (große Hernien, große Leberteilresektionen, Darmrekonstruktionen) gesehen. Da dieses Krankenhaus ein großes Zentrum ist, gab es ein breites Spektrum an Operationen.
Die anderen Studierenden, die auf anderen Abteilungen waren (Thoraxchirurgie, Kinderchirurgie), durften sich dazu waschen und assistieren. An meiner Abteilung war das leider nicht der Fall. Ich war meistens bis 14 Uhr im OP. Um 14 Uhr hat die Mensa aufgemacht. Alle Austauschstudierenden haben im Krankenhaus ein kostenloses Mittagessen bekommen. Danach bin ich meistens nach Hause gegangen.
Ich habe, ehrlich gesagt, keine neuen Kenntnisse oder Skills durch diese Erfahrung erworben. Es war interessant, das Gesundheitssystem von innen zu sehen und mehr darüber zu erfahren. Aber ich würde es nicht noch einmal machen.
Freizeitaktivitäten
Die anderen Studierenden kamen aus der ganzen Welt (Indien, Tschechien, Jordanien etc.) und wir haben viel über Medizin in verschiedenen Ländern gesprochen. Wir haben auch viel zusammen unternommen (Bowling, Essen gehen, Ausflüge). Von Albacete aus kommt man sehr gut in die großen Städte (Alicante, Valencia, Madrid). In Albacete selbst kann man nicht viel unternehmen. Man braucht auch kein Öffi-Ticket, weil man alles in der Stadt zu Fuß erreichen kann.
Die einheimischen Studierenden haben einige Veranstaltungen für uns organisiert (International Food Evening, Tapas night).
Versicherung
Ich war über den österreichischen Automobil-, Motorrad-, Touringclub (ÖAMTC) Weltreiseschutz versichert, und war bei der österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) sozialversichert, außerdem hatte ich eine Haushaltsversicherung sowie die inkludierte Versicherung meiner Kreditkarte. Da es sich um einen offiziellen Austausch handelte, war die Haftpflichtversicherung in dem ÖH- Beitrag inkludiert.
Zusammenfassung
Mein Famulaturaustausch in Albacete, Spanien war nicht so erfolgreich, wie ich es mir erhofft hatte. Ich habe mir mehr von dieser Abteilung erwartet. Einerseits durch die mangelnde Kommunikation (mein Spanisch B2 war nicht ausreichend), obwohl Englisch die offizielle Sprache des Austausches war, andererseits durch die sehr eingeschränkte Motivation der Ärzte, konnte ich in der Abteilung für Allgemeinchirurgie im Hospital Universitario Albacete keine neuen Kenntnisse erwerben.
Kostentabelle
Beschreibung | Kosten in Euro |
---|---|
Unterkunft (von AMSA) | 500 |
Essen und Trinken / Monat | 400 |
Transport (öffentliche Verkehrsmittel) / Monat | Nicht benutzt |
Freizeitaktivitäten (Eintritte, Ausflüge) / Monat | 300 |
Summe / Monat | 1200 |
Flug (nach Madrid) | 150 |
Bus Madrid – Albacete – Madrid | 50 |
Gesamtsumme | 1400 |
Interessante Webseiten
Kontakt
Bei Fragen zu Iryna Skoblenko Famulatur, oder bei Fragen an Iryna Skoblenko persönlich, wenden Sie sich direkt an die GI-Redaktion. Schreiben Sie uns ein E-Mail an: media@goinginternational.org
Haben Sie Fragen zu den Themen Arbeiten & Weiterbildung oder Jobsuche & Karriere? Dann schreiben Sie an Frau Mag. Seitz: office@goinginternational.org

Zitierung:
Skoblenko, Iryna: „Durch die Hitzewelle in Albacete, Spanien – Mein KPJ Aufenthalt“
Diese Publikation steht hier zum Download bereit.
Wird veröffentlicht in GI-Mail 04/2025 (Deutsche Ausgabe).
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