Mein 2-monatiges Tertial in der Inneren Medizin am Queen Elizabeth Central Hospital (QECH), Malawi

von Jakob Senzenberger

Motivation für meinen Auslandsaufenthalt

Meine Entscheidung, einen Teil meines KPJ-Tertials in der Inneren Medizin am Queen Elizabeth Central Hospital (QECH) in Blantyre, Malawi zu absolvieren, beruhte auf mehreren Faktoren. Zum einen wollte ich mein Wissen über Tropenkrankheiten und Infektionskrankheiten vertiefen, da mich die Infektiologie besonders interessiert und ich die Chance nutzen wollte, Krankheitsbilder kennenzulernen, die in Europa nur selten auftreten. Zum anderen reizte mich die Herausforderung, in einem Gesundheitssystem mit stark begrenzten Ressourcen zu arbeiten. 

Jakob Senzenberger MUW

Ebenso war mir der kulturelle Austausch ein wichtiges Anliegen: Ich wollte mehr über die Lebensrealität der Menschen in Malawi erfahren und die Möglichkeit nutzen, mit einheimischen sowie internationalen Medizinstudierenden zusammenzuarbeiten.

Meine medizinische Tätigkeit am QECH

Die Bewerbung für mein KPJ-Tertial am QECH verlief unkompliziert. Ich kontaktierte die zuständige Sekretärin (Gloria, secsmoh@kuhes.ac.mw) per E-Mail und übersandte meinen Lebenslauf sowie eine Immatrikulationsbestätigung. Die Organisation erwies sich als sehr flexibel – eine Bewerbung war auch kurzfristig möglich. Die Kosten für das Praktikum beliefen sich auf 50 US-Dollar (dies entspricht 48 Euro) pro Woche sowie eine einmalige Registrierungsgebühr von 150 US-Dollar (entspricht 144 Euro).  Vor Ort wurde ich schnell und herzlich in den medizinischen Alltag integriert.

Ich wurde einem sehr freundlichen Assistenzarzt und einem Oberarzt auf der Männerstation der Inneren Medizin zugeteilt, mit welchen ich die meiste Zeit verbrachte. Es wäre aber auch möglich gewesen, auf die Frauenstation zu wechseln. Die Hierarchien im Krankenhaus empfand ich als deutlich flacher als in Österreich, und es fand sehr viel Teaching statt. Auch als Studierender trug man – wenn gewünscht – viel Verantwortung. Ich durfte zahlreiche Aufgaben eigenständig übernehmen und war eng in den Stationsalltag eingebunden.

Eine besondere Herausforderung stellte die Sprachbarriere dar. Während das medizinische Personal durchweg Englisch sprach, kommunizierten die meisten PatientInnen ausschließlich in Chichewa. Deshalb war ich häufig auf die Unterstützung von ÄrztInnen oder Pflegekräften als ÜbersetzerInnen angewiesen. Um mich zumindest grundlegend verständigen zu können, absolvierte ich einen Chichewa-Sprachkurs, der auch online bereits vor der Anreise möglich ist (weitere Informationen dazu befinden sich im Dokument unter den Links). Der Kurs half mir, einfache Begriffe und Redewendungen zu erlernen, was den Kontakt zu den PatientInnen erleichterte.

Die Arbeitszeiten waren insgesamt flexibel. In der Inneren Medizin konnte ich meinen Tagesablauf weitgehend selbst gestalten und hatte so auch die Möglichkeit, andere Abteilungen kennenzulernen. Zwei Wochen verbrachte ich beispielsweise in der Notaufnahme, wo ich täglich bis etwa 16 Uhr arbeitete. Dort ging es oft sehr chaotisch und herausfordernd zu. Aufgrund von Personalmangel und der großen Zahl an PatientInnen war man häufig auf sich allein gestellt. Gleichzeitig konnte ich in dieser Zeit wertvolle praktische Erfahrungen in der Erstversorgung sammeln. Regelmäßige Fortbildungen fanden jeden Morgen vor der Visite statt, und zweimal pro Woche gab es eine große Chefarztvisite mit intensivem Teaching.

Das Queen Elizabeth Central Hospital ist mit etwa 1.300 Betten das größte Lehrkrankenhaus Malawis. Trotz seiner zentralen Rolle im Gesundheitssystem des Landes ist die medizinische Ausstattung begrenzt. Zwar steht ein CT-Gerät zur Verfügung, doch ist es häufig außer Betrieb, sodass Diagnosen primär auf Basis von Röntgenaufnahmen und Ultraschall gestellt werden. Die körperliche Untersuchung nimmt daher einen weitaus höheren Stellenwert ein als in Europa, was es mir ermöglichte, in diesem Bereich erheblich an Routine und diagnostischer Sicherheit zu gewinnen. Laboruntersuchungen sind nur eingeschränkt verfügbar, und Engpässe bei essenziellen Medikamenten treten regelmäßig auf.

Die Stationen der Inneren Medizin sind in eine Männer- und eine Frauenstation unterteilt, die jeweils rund 100 Betten umfassen. Diese stehen allerdings dicht an dicht in einem großen Raum, und oft müssen PatientInnen zusätzlich auf Matratzen am Boden versorgt werden. Viele von ihnen sind schwer krank und leiden an fortgeschrittenen Erkrankungen wie HIV/AIDS-assoziierten Infektionen, Tuberkulose, Malaria oder ausgeprägter Mangelernährung. Ein Arzt und ein Oberarzt betreuten gemeinsam mit fünf Medizinstudierenden etwa zwanzig PatientInnen – was bei der Schwere der Krankheitsbilder und den begrenzten Ressourcen eine große Verantwortung für das gesamte Team bedeutete.

Die sozialen Unterschiede in Malawi sind enorm. Die PatientInnen im QECH stammen meist aus ärmeren Verhältnissen, da sich wohlhabendere Menschen eine private Gesundheitsversorgung leisten können. Zwar ist die Behandlung im Krankenhaus grundsätzlich kostenlos, doch das bedeutet auch, dass viele Medikamente nicht immer verfügbar sind und PatientInnen sie bei Bedarf selber kaufen müssen.

Eine weitere Besonderheit ist die Aufgabenteilung im Stationsalltag: Die Pflegekräfte konzentrieren sich nahezu ausschließlich auf medizinische Tätigkeiten, während die grundlegende Versorgung – wie das Pflegen, Waschen und die Essenszubereitung – von den Angehörigen übernommen wird. Viele von ihnen übernachten auf dem Krankenhausgelände, um ihre Familienmitglieder zu versorgen und zu unterstützen. Die psychische Belastung in diesem Umfeld ist nicht zu unterschätzen. Immer wieder versterben PatientInnen an Erkrankungen, die in Europa gut behandelbar wären. Besonders schwer auszuhalten war es, mitzuerleben, dass viele dieser Todesfälle durch frühzeitige Diagnostik oder den Zugang zu einfachen Medikamenten vermeidbar gewesen wären. Gleichzeitig war es beeindruckend zu sehen, mit wie viel Engagement und Fachwissen die ÄrztInnen trotz der begrenzten Ressourcen das Bestmögliche für ihre PatientInnen erreichen.

Freizeit und Unterkunft
Während meines Aufenthalts wohnte ich in der Kabula Lodge, einer Unterkunft, in der häufig auch andere internationale Medizinstudierende untergebracht sind. Die Kosten lagen bei etwa 10 Euro pro Nacht, wobei sich mit der Besitzerin ein günstiger Langzeitpreis vereinbaren ließ. Für mich war die Kabula Lodge eine ideale Anlaufstelle, um schnell Kontakte zu knüpfen und gemeinsam mit anderen Studierenden Ausflüge und Aktivitäten zu planen.

Malawi bietet zahlreiche Freizeitmöglichkeiten. Besonders beliebt sind Wanderungen rund um den Mount Mulanje, von dessen Gipfel sich eine atemberaubende Aussicht eröffnet. Auch Kletterbegeisterte kommen hier auf ihre Kosten, da das Land viele unerschlossene Berge und Kletterrouten bietet, die zum Erkunden einladen.

Die NGO Climb Malawi hat es sich zum Ziel gesetzt, den Klettersport in Malawi zu fördern – sowohl, um den Klettertourismus im Land zu etablieren, als auch, um der lokalen Bevölkerung den Zugang zum Klettern zu ermöglichen. Regelmäßig werden gemeinsame Ausflüge und Veranstaltungen organisiert, an denen man unkompliziert teilnehmen kann. Ich kann diese nur wärmstens empfehlen-  sowohl wegen der sportlichen Herausforderung als auch wegen der tollen Gemeinschaft.

Auch abseits des Kletterns hat Malawi viel zu bieten: Für ein entspanntes Wochenende lohnt sich ein Ausflug an den Lake Malawi, wo man schwimmen, schnorcheln oder verschiedenste Wassersportarten ausprobieren kann. Für Safaris bieten sich der Liwonde-Nationalpark und der Majete-Wildpark an. Dort ist es möglich beeindruckende Tierbeobachtungen zu vergleichsweise günstigen Preisen (ca. 30 Euro pro Tag) zu machen… Malawi gilt als eines der sichersten Länder Afrikas. Die Menschen begegneten mir überall mit großer Offenheit und Herzlichkeit. Trotzdem ist es ratsam, nach Einbruch der Dunkelheit vorsichtig zu sein und sich ausschließlich mit dem Taxi oder vorab organisierten Fahrdiensten fortzubewegen

Fazit und Empfehlung

Mein zweimonatiges Tertial in der Inneren Medizin in Malawi war zweifellos eine der prägendsten und lehrreichsten Erfahrungen meiner bisherigen medizinischen Ausbildung. Ich hatte die Möglichkeit, mein Wissen über Tropenkrankheiten zu vertiefen, den klinischen Alltag in einem Umfeld mit sehr begrenzten Ressourcen kennenzulernen und wertvolle Einblicke in das malawische Gesundheitssystem sowie die Kultur des Landes zu gewinnen. Die Arbeit vor Ort war zweifellos fordernd – sowohl medizinisch als auch emotional – zugleich jedoch unglaublich bereichernd. Besonders beeindruckt hat mich das enorme Engagement und die Professionalität der malawischen ÄrztInnen, die unter oft schwierigen Bedingungen eine hervorragende Patientenversorgung gewährleisten und mit großem Einsatz ihr Wissen weitergeben.

Allen, die sich für Infektiologie und globale Gesundheit interessieren, kann ich eine Famulatur oder ein Tertial in Malawi nur wärmstens empfehlen. Für die Planung eines Aufenthalts sollte man sich idealerweise mindestens sechs Monate im Voraus bewerben, eine zuverlässige Auslandskrankenversicherung abschließen und sich darauf einstellen, in einem Umfeld zu arbeiten, das sich grundlegend von den gewohnten Strukturen in Europa unterscheidet. Trotz aller Herausforderungen war mein Aufenthalt eine unvergessliche Erfahrung, die mich fachlich enorm weitergebracht und persönlich sehr bereichert hat.

Kostentabelle für 2 Monate

BeschreibungKosten in Euro
Unterkunft pro Monat300
Essen und Trinken pro Monat250
Transport (öffentliche Verkehrsmittel) pro Monat80
Freizeitaktivitäten pro Monat100
Kosten pro Monat730
Kosten 2 Monate1460
Flug (Hin- und Zurück)800
Visum50
Impfungen und Reiseapotheke400
Gesamtkosten2710

Interessante Webseiten

Wichtige Links und Tipps

WP EB

Zitierung:

Senzenberger, Jakob: „Erfahrungsbericht: Mein 2-monatiges Tertial in der Inneren Medizin am Queen Elizabeth Central Hospital (QECH), Malawi“


Diese Publikation steht hier zum Download bereit.


Wird veröffentlicht in GI-Mail 11/2025 (Deutsche Ausgabe).

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