Mein Tertial an der Medizinischen Universität Padua – Erasmus-Programm in Italien

von Leonie Jacob

Motivation für meinen Auslandsaufenthalt

Für viele gehört der Familienurlaub an der Adria zu den schönsten Kindheitserinnerungen – so auch für mich. Schon als Kind fühlte sich Norditalien wie ein zweites Zuhause an: die warme Sonne, das Meer, die Sprache und die Kultur hinterließen bleibende Eindrücke. Als ich mein Medizinstudium begann, stand für mich schnell fest, dass ich einen Teil meiner Ausbildung im Ausland absolvieren wollte. Italien war dabei meine erste Wahl – nicht nur wegen der Sprache, sondern auch aufgrund der tiefen Verbundenheit, die ich seit meiner Kindheit mit diesem Land empfinde. 

Leonie Jacob

Die Wahl fiel schließlich auf die Universität Padua, eine der ältesten und renommiertesten Universitäten Italiens. Neben ihrer langen akademischen Tradition überzeugte mich auch die gute Erreichbarkeit von Wien aus – eine ideale Kombination aus exzellenter Ausbildung und einem Ort, der sich für mich vertraut und einladend anfühlt.

Bewerbung und Anmeldung

Die Bewerbung für das ERASMUS-Programm wird über die Medizinische Universität Wien (MUW) organisiert. Bereits im vierten Studienjahr informiert das International Office (IO) der MUW Studierende per E-Mail über die verfügbaren Mobilitätsprogramme für das fünfte Studienjahr. Dabei sind bei der Anmeldung zur ERASMUS-Zuteilung verbindliche Fristen einzuhalten.

Der gesamte Bewerbungsprozess, einschließlich des Uploads aller erforderlichen Dokumente, erfolgt über die Plattform Mobility Online. Studierende können bis zu fünf Wunsch-Universitäten angeben, wobei die Zuteilung nach Notendurchschnitt erfolgt. Die Universität Padua nimmt pro Semester zwei Studierende der MUW auf.

Bei Fragen zur Anmeldung oder zum Bewerbungsverfahren steht das International Office der MUW als Ansprechstelle zur Verfügung.

Im fünften Studienjahr der Medizinischen Universität Wien (MUW) absolvieren Studierende bestimmte Tertiale in Form von Praktika in verschiedenen Fachbereichen. An der Universität Padua sind diese Fächer in der Regel Neurologie, Gynäkologie sowie Notfall- und Intensivmedizin. Die Vormeldung für diese Praktika erfolgt durch das International Office (IO) der MUW, jedoch müssen sich Studierende zusätzlich eigenständig über die Website der Universität Padua für spezifische Zeiträume anmelden. Der genaue Ablauf sowie wichtige Details zur Organisation werden in einem Online-Meeting umfassend erklärt.

Für die Teilnahme an den klinischen Praktika ist ein Sprachniveau von mindestens A2 in Italienisch erforderlich. Dieser Nachweis muss vor Beginn des Praktikums erbracht werden. Ich habe meine Sprachprüfung über das Sprachenzentrum der Universität Wien abgelegt. Zusätzlich besteht vor Ort die Möglichkeit, an einem kostenlosen Sprachkurs teilzunehmen, um die Italienischkenntnisse weiter zu verbessern. Die Kosten für diesen Sprachkurs werden durch das ERASMUS-Programm finanziell unterstützt, sodass Studierende optimal auf den klinischen Alltag vorbereitet sind.

Rotationen und Alltag im Università Degli Studi De Padova

Während meines dreimonatigen Aufenthalts an der Universität Padua absolvierte ich Rotationen in den Fachbereichen Neurologie, Gynäkologie sowie Notfall- und Intensivmedizin an dem Universitätsklinikum  Università Degli Studi De Padova. Die Arbeitstage begannen in der Regel um 8 Uhr morgens und endeten für uns Studierende gegen Mittag, wobei es je nach Fachbereich zu Abweichungen kam.

In der Neurologie wurde mir ein Facharzt als Mentor zugeteilt, der mich während meines Praktikums begleitete. Unter seiner Anleitung durfte ich neurologische Untersuchungen durchführen, insbesondere den Neurostatus erheben, was mir wertvolle praktische Erfahrungen ermöglichte. Neben mir war eine weitere ERASMUS-Studentin auf der Station, zusammen mit italienischen Medizinstudierenden, die ihr Praktikum im Rahmen ihres Studiums absolvierten. Ein tägliches Highlight war der gemeinsame Espresso an der Bar des Krankenhauses, den wir im Anschluss an die Visite mit dem gesamten Team genossen – eine schöne Gelegenheit, den Teamgeist zu stärken und sich auszutauschen.

In der Gynäkologie wurde mir ebenfalls eine Mentorin zugeteilt, die mich während meiner Zeit auf der Station begleitete. Ich hatte die Möglichkeit, sie bei Geburten, Kaiserschnitten und bei der Betreuung auf der Wochenbettstation zu begleiten. Auch in dieser Abteilung waren sowohl ERASMUS-Studierende als auch italienische Medizinstudierende anwesend, was den Austausch unter den Studierenden sehr bereicherte.

In der Intensivstation hatte ich meine letzte Rotation absolviert, wo mir erneut eine Mentorin zur Seite stand. Unter ihrer Anleitung durfte ich PatientInnen untersuchen und bei verschiedenen Eingriffen zusehen. Besonders beeindruckend war die enge Zusammenarbeit im interdisziplinären Team und die Versorgung schwerstkranker PatientInnen.

In den meisten Abteilungen nahm man als Studierender vorwiegend die Rolle der BeobachterIn ein. Dies liegt daran, dass die italienischen Medizinstudierenden traditionell weniger praktisch in den Stationsalltag eingebunden werden, als es beispielsweise in Österreich oder Deutschland üblich ist. Dennoch bot der Aufenthalt wertvolle Einblicke in den klinischen Alltag und die Möglichkeit, die eigene medizinische Ausbildung im internationalen Kontext zu erweitern.

Freizeitgestaltung und Ausflüge

In Padua kommt das „Dolce Vita“ definitiv nicht zu kurz. Angefangen bei einem unschlagbar günstigen Cappuccino mit Brioche über köstliche Pasta und Pizza bis hin zum lokalen Kultgetränk Aperol – das gastronomische Angebot ist riesig und vielfältig. Jeden Tag könnte man ein neues Restaurant oder Café ausprobieren, um die kulinarische Vielfalt zu entdecken. Bei schönem Wetter kann man sich an einem der schönsten Plätze der Stadt, wie dem Prato della Valle oder dem Piazza delle Erbe, in die Sonne setzen und das italienische Lebensgefühl genießen. Zudem gibt es zahlreiche Sehenswürdigkeiten, die es zu entdecken gilt. Besonders empfehlenswert ist ein Besuch der Cappella degli Scrovegni, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört – ein echtes Highlight der Stadt.

Padua ist zudem eine sehr fahrradfreundliche Stadt. Man kann sich problemlos ein Fahrrad leihen oder ein gebrauchtes kaufen, um die Stadt und ihre Umgebung zu erkunden. Für längere Strecken gibt es außerdem eine Tram, die den Norden mit dem Süden der Stadt verbindet, sowie ein gut ausgebautes Bussystem. In etwa einer Stunde erreicht man mit dem Bus den Strand von Chioggia.

Wer noch mehr von der Region sehen möchte, kann von Padua aus bequem mit dem Zug in andere Städte wie Venedig, Bologna oder Verona fahren. Besonders praktisch ist auch, dass es eine direkte Zugverbindung von Venedig nach Wien gibt, was die Anreise und Rückkehr besonders angenehm macht.

Versicherung

Im europäischen Ausland greift die Versicherung der österreichischen Krankenkasse, wodurch für mich keine zusätzlichen Kosten entstanden sind. An der MUW ist man durch die österreichische Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft haftpflicht- und unfallversichert.

Kostentabelle für 3 Monate

BeschreibungKosten in Euro
Unterkunft (1-Zimmer Appartement) pro Monat830
Lebensmittel pro Monat300
Freizeitausgaben pro Monat350
Kosten pro Monat1480
Kosten 3 Monate4440
Zugverbindung Wien – Pauda; Pauda – Wien120
Transportmittel (Fahrrad)55
Gesamtkosten4615

Interessante Webseiten

Fotos

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WP EB

Zitierung:

Jakob, Leonie: „Mein Tertial an der Medizinischen Universität Padua – Erasmus-Programm in Italien“


Diese Publikation steht hier zum Download bereit.


Wird veröffentlicht in GI-Mail 09/2025 (Deutsche Ausgabe).

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