Big in Japan: Meine Famulatur am Osaka City University Hospital

Frederik Bellmann

von Frederik Bellmann.

Vorbereitung

Die Organisation der Famulatur gestaltete sich dank der Bewerbung über die Austrian Medical Students Association (AMSA), welche Auslandsaufenthalte für Famulaturen sowie PJ-StudentInnen von 2 Wochen bis zu 6 Monaten vermittelt, sehr einfach und unkompliziert. Die Zusage für Japan bekam ich relativ schnell, obwohl ich meine Bewerbung nur wenige Tage vor dem Ende der Bewerbungsfrist eingereicht hatte, jedoch wurden mir die Stadt und die Universität erst 5 Wochen vor Famulatur-Beginn mitgeteilt. Meinen Flug hatte ich deswegen schon vorher auf gut Glück nach Tokyo gebucht, um dann bei Bedarf einen billigen Inlandsflug zum Beispiel nach Osaka zu nehmen. Der Hin- und Rückflug Wien – Tokyo kostete ca. EUR 650 bis EUR 700 und der Inlandsflug von Tokyo nach Osaka kostete mich nur EUR 65. Zur Einreise genügt ein normales Touristenvisum, mit welchem man 2 Monate Aufenthalt gewährt bekommt.

Ich hatte als favorisierte Städte Tokyo, Osaka und Shizuoka angegeben und ich bin im Nachhinein froh, dass ich nach Osaka gekommen bin, wie man im Folgenden lesen wird. Für die Famulatur selbst habe ich mich vorher bei meiner Ansprechpartnerin in Japan, deren Kontakt ich über die AMSA erhielt, informiert, was ich alles mitbringen sollte. Im Krankenhaus sind die StudentInnen ähnlich wie in österreichischen Einrichtungen gekleidet, also lange Hose, Kittel und weiße Schuhe waren ausreichend. Da ich am Osaka City University Hospital im Emergency Department gearbeitet habe, wurden mir sowieso Scrubs vom Krankenhaus zur Verfügung gestellt.

Medizinische Tätigkeiten im Rahmen der Famulatur

Hier muss ich mich leider sehr kurz fassen, da es in Japan für StudentInnen einfach nicht üblich ist, Hand anzulegen und wirklich mitzuarbeiten. Selbst jene, welche sich bereits in der Facharztausbildung befanden, waren erstaunt zu hören, was man in österreichischen Krankenhäusern als StudentIn alles machen darf.

Clinical Skills Center, © Frederik Bellman

So gesehen war diese Famulatur eher ein „Observership“, und kein aktives „hands on“, jedoch es gab durchaus sehr Interessantes, insbesondere an Notfällen, zu sehen, welche man bei uns eher selten erleben wird (mein Highlight: ein Herz-Kreislaufstillstand in Folge von Sushi-Aspiration). Das Vorgehen im Emergency Room (E.R.), also der Notaufnahme, ist in japanischen Krankenhäusern ähnlich strukturiert wie in Österreich, wobei hierzulande in Sachen Effizienz eine bessere Aufgabenverteilung und Ressourcenausnutzung stattfindet.

Ärzte und Krankenhauspersonal

Da sämtliche Besprechungen, Vorträge und natürlich auch Patientendokumentation auf Japanisch waren, fiel es mir sehr schwer, fachlich wirklich mitdenken zu können. Jedoch sind die ÄrztInnen, welche Englisch sprechen können, sehr bemüht darum, alles zu übersetzen und zu erklären. Hier ist anzumerken, dass bei weitem nicht alle ÄrztInnen geschweige denn das Pflegepersonal die englische Sprache beherrschen. Wirklich beeindruckt war ich davon, wie viel Zeit sich der Chefarzt und die OberärztInnen für die StudentInnen nehmen.

Auch nach Dienstschluss wurden wir regelmäßig zum Abendessen eingeladen, wobei auch der eine oder andere Sake, ein traditioneller Reisschnaps, verkostet wurde und die japanische Zurückhaltung schnell vergessen war…

Ebenfalls nicht zu verachten waren die diversen Vorträge von Pharma-Firmen-RepräsentantInnen vor der gesamten E.R. Ärzteschaft, bei welchen es üblich war, während der Präsentation ein „sternereifes“ Mittagessen aufs Haus (auf die jeweilige Pharmafirma) zu genießen.

Osaka City University Hospital, © Frederik Bellmann

Unterkunft

Ich hatte mich für ein Wohnheim (ca. EUR 80/Woche), welches ausschließlich für lokale und internationale MedizinstudentInnen verfügbar war, entschieden, anstatt für einen „homestay“, bei welchem man zusammen mit einer japanischen Familie in deren Wohnung lebt. Dieses Wohnheim lag 5 Minuten Fußweg vom Krankenhaus entfernt und war mit einer Küche, Waschmaschine und Klimaanlage ausgestattet. Meine Wohnung war eine WG, welche laufend mit anderen StudentInnen aus aller Welt besetzt war. Also auch hier war es leicht Kontakte zu knüpfen und es wurde einem nie langweilig. Außerdem bekam man von der Universität ein portables Wifi zur Verfügung gestellt, sodass man immer über das Internet kommunizieren konnte.

Land

Die Gastfreundschaft und Höflichkeit in Japan sind unübertroffen und man fühlt sich schnell willkommen und heimisch. Gerade in Osaka, wo man als Europäer eine echte Rarität darstellt (im Gegensatz zu Touristen-Hotspots wie Tokyo oder Hiroshima), will jeder mit einem in Kontakt treten, sei es um Englisch zu üben, etwas gemeinsam essen zu gehen oder einfach nur ein Foto zu machen. Man kommt sich zwar manchmal wie eine Attraktion vor, jedoch ist es nie böse gemeint.

An den Wochenenden habe ich immer Kurztrips zu den bekannten japanischen Orten und Sehenswürdigkeiten unternommen. Zu empfehlen sind Kobe, Nara, Kyoto, Nagoya, Hiroshima und natürlich Tokyo. Mit den Shinkansen (Schnellzüge mit 300km/h) kann man schnell und komfortabel durchs ganze Land reisen. Ich hatte mir dafür schon vor Reiseantritt den Japan-Railpass besorgt, mit welchem man für den jeweiligen Zeitraum das gesamte Japan-Rail Streckennetz benutzen kann. Das ist ein absolutes Muss, da es von Europa aus wesentlich günstiger zu buchen ist als in Japan (ca. EUR 300 für Zentral-Japan für 2 Wochen)

Auch wenn es im Internet oft zu lesen ist, hatte ich bei den meisten Banken keine Probleme, mit meiner Maestro-Card Geld abzuheben; auf die Supermarkt-Kette „7eleven“ war jedoch immer Verlass.

Essen

Am meisten hat mich überrascht, dass ich vom Essen nicht wirklich überrascht war, da ich mich auf sehr ausgefallene, für den europäischen Gaumen eventuell herausfordernde Speisen eingestellt hatte. Bis auf wenige Ausnahmen war alles wirklich lecker und es lohnt sich auch optisch weniger ansprechende Gerichte zu probieren. Ob Sushi, Kobe-Fleisch oder Fugo, die Qualität war immer erstklassig und vor allem der rohe Fisch ist mit nichts uns Bekanntem zu vergleichen. Auch für etwas heiklere Esser gibt es immer irgendeine Variation von Nudeln oder Reis.

Nachtleben in Osaka

Für Weggehbegeisterte dringend zu empfehlen!!

Besonders die Viertel Umeda und Namba sind extrem beliebt, letzteres auch wegen seiner Vielfalt an Bars, Sushi-und Kobe Restaurants sowie Karaokebars. Auch wenn man gesanglich zu den weniger privilegierten Personen zählt, sollte man, am besten mit ein paar Locals, einen Abend in einer klassischen Karaokebar verbringen. Beim Essengehen empfiehlt sich die „try&error“ Taktik, da die meisten Speisekarten auf Japanisch sind. Zu meinem Erstaunen war das Essen jedoch äußerst selten zu extravagant und ich war meistens positiv von den kulinarischen Erlebnissen überrascht.

Fazit

Wer damit leben kann, dass ihn die Famulatur fachlich-praktisch gesehen nur geringfügig weiterbildet, wird in Japan eine unvergessliche Zeit erleben und das Land und die Leute lieben lernen!!

 

Interessante Webseiten:

  • Osaka City University Hospital: Die Website des Osaka City University Hospital, an dem ich famuliert habe.
  • Japan Railpass: Wie vorher bereits erwähnt, ist es empfehlenswert, schon von Europa aus den Japan Railpass zu buchen, da er in Japan teurer ist.
  • Japan Guide: Hier die Website des Japan-Guides mit Empfehlungen für Osaka.
  • Nachtleben in Osaka: Auf dieser Website findet man Infos und Empfehlungen für das Osaka Nightlife.

Der Erfahrungsbericht von Frederik Bellmann steht hier zum Download als PDF bereit.

Mehr Information zum Thema Arbeiten im Ausland finden Sie hier.


Veröffentlicht in GI-Mail 12/2017 (Deutsche Ausgabe). Abonnieren Sie GI-Mail hier.

Tipp: Aktuelle Weiterbildungsangebote zum Thema Medizin und Gesundheit finden Sie laufend online in der Bildungsdatenbank »medicine & health«.

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