Einleitung
Unser Alumni Norbert Redlinger, Medizinstudent an der Universität Innsbruck, nahm am Philadelphia Rotation Programm teil, das seit 1990 in Zusammenarbeit mit der Bildungsplattform Going International organisiert wird. Dieses Programm bietet qualifizierten Studierenden die einzigartige Gelegenheit, während ihres Studiums eine drei-monatige Clinical Rotation an dem renommierten Pennsylvania Hospital in Philadelphia zu absolvieren. Als Teil des Programms verfassen die Studierenden einen Erfahrungsbericht über besondere Erlebnisse. Norbert Redlinger entschied sich, über seine Erfahrungen des Paul Ehrlich Contests zu schreiben, an dem er zunächst als Besucher, später als Teilnehmer und schließlich als Tutor teilnahm. In seinem Bericht gibt er Einblicke in die herausfordernden und Momente, die diesen Wettbewerb für ihn besonders gemacht haben.
Das Paul Ehrlich Institut
Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) ist für die Zulassung und Überwachung von Impfstoffen und biomedizinischen Arzneimitteln für Menschen und Tiere zuständig. Es genehmigt klinische Prüfungen, bearbeitet Zulassungsanträge und führt die staatliche Chargenprüfung durch. Zudem überwacht das PEI die Arzneimittelsicherheit, führt Inspektionen durch und fungiert als EU-Referenzlabor für In-vitro-Diagnostika. Das Institut ist in der Forschung zu Allergologie, Immunologie, Virologie und anderen Bereichen aktiv und berät nationale sowie internationale Gremien. Im Falle einer Pandemie stellt das Zentrum für Pandemie-Impfstoffe und -Therapeutika (ZEPAI) sicher, dass Impfstoffe und Therapeutika schnell produziert und verteilt werden können.
Von Lill-Marit Frenzel
Der Paul Ehrlich Contest
von Norbert Redlinger
Der Paul Ehrlich Contest wurde erstmals 1998 in Berlin abgehalten und ist ein Wettbewerb, in dem sich Medizinstudierende deutschsprachiger Universitäten in praktischen und theoretischen Aufgaben messen können. Teams von jeweils fünf Personen pro Universität treten in verschiedenen Disziplinen gegeneinander an. Insgesamt können 16 Teams teilnehmen. Blickdiagnosen, Fallbeispiele und praktische Aufgaben wie z.B. eine Thrombektomie am Modell, müssen bewältigt werden.

Dabei reicht Wissen allein nicht aus – auch Schnelligkeit ist gefragt. So sind manche Blickdiagnosen nur wenige Augenblicke freigegeben, bevor das erste Team den Buzzer drückt – dann gilt es schnell die richtige Antwort zu geben, um Punkte zu sammeln. In den Vorrunden treten jeweils fünf Teams gegeneinander an. Die besten sechs Teams aus den Vorrunden qualifizieren sich für das Finale.
Mitmachen und Erfahrung sammeln
Spannung, Teamgeist, Wissen und Wettbewerb. Diese Worte beschreiben den Paul Ehrlich Contest wohl am besten. Der Wettbewerb findet nur einmal im Jahr statt, doch die Vorbereitungen dafür laufen das ganze Jahr über. Einmal in der Woche treffen sich interessierte im Hörsaal, wo ihnen im „Peer-to-Peer“-Stil Fälle und Blickdiagnosen präsentiert werden. Der Wettkampf steht dabei im Hintergrund; im Vordergrund steht das Lernen. Studierende aus höheren Semestern leiten die Gruppen an, um die richtigen diagnostischen Schritte zu erarbeiten und die Fälle möglichst schnell zu lösen. Solche Lehrveranstaltungen werden an den öffentlichen Universitäten in Wien, Linz, Innsbruck und Graz angeboten. Die Organisationsteams aller Universitäten freuen sich und heißen Interessierte aus allen Semestern herzlich willkommen.
Der Wettbewerbstag
An einem Wochenende im Juni ist es dann so weit. Ich hatte das Glück, zweimal ins Team gewählt zu werden und gemeinsam mit vier anderen die Innsbrucker Studierenden zu vertreten. Während des Contests läuft die Adrenalinausschüttung auf Hochtouren, die Stunden am Buzzer vergehen wie im Flug. Die Studierenden aller Universitäten sind hochmotiviert, das Finale zu erreichen., Die Blickdiagnosen sind in Sekundenschnelle gelöst, und die Fälle erweisen sich oft als anspruchsvoll und komplex. Es ist ein super Gefühl, wenn man eine Lösung findet, und damit dem Team zu wichtigen Punkten verhelfen kann. Doch Gewinnen ist nicht alles. Rückblickend wird klar, dass der eigentliche Wettbewerb nur eine Nebenrolle spielte. Während der Vorbereitung und auch bei dem Contest knüpft man Freundschaften, und man trifft viele Gleichgesinnte, die alle eines vereint: Die Freude am Lernen und die Begeisterung, Neues zu entdecken.
Tutoring und Organisation
In der Endphase des Studiums kann man sich als Organisator einbinden und selbst Fälle bzw. Blickdiagnosen präsentieren. Das Lernen endet dabei keineswegs – im Gegenteil: Sich den Fragen der anderen Studierenden zu stellen, fördert das eigene Verständnis umso mehr. Das Erklären von Pathophysiologie und Therapieansätzen frischt nicht nur das eigene Wissen auf, sondern regt auch zum kritischen Nachdenken an. Für mich waren die Jahre zuerst als Besucher, dann als aktiver Teilnehmer und später als Tutor eine bereichernde Erfahrung. Neben dem spielerisch erworbenen Wissen habe ich auch viele wertvolle Freundschaften geschlossen.
Aufwand und Qualifikation
Das Wahlfach „Paul Ehrlich Contest“ beträgt an der Universität Innsbruck 1.5h pro Woche und wird mit sinnvollem und lehrreichem Inhalt gestaltet. Dafür ist man jedoch nicht allein zuständig: Oft sind es ehemalige Teammitglieder, AssistentsärztInnen oder andere Studierende die gemeinsam eine Unterrichtseinheit gestalten. Auch ProfessorInnen werden regelmäßig eingeladen, um Case Reports oder Bilder aus der Klinik beizusteuern. Am Anfang bietet es sich an, sich an publizierten Case Reports zu orientieren, um die inhaltliche Richtigkeit zu garantieren. Nach jedem Case Report folgt üblicherweise eine Teaching Session, in der das jeweilige Thema vertieft wird.
Interessante Webseiten
- Offizielle Website: Bewerbung, Allgemeine Infos
- Paul Ehrlich Contest Innsbruck: Instagram Seite des Teams und des Wahlfaches
- Youtube Video zum Paul Ehrlich Contest
Bei Fragen zu Norbert Redlinger Famulatur, oder bei Fragen an Norbert Redlinger persönlich, wenden Sie sich direkt an die GI-Redaktion. Schreiben Sie uns ein E-Mail an: media@goinginternational.org
Haben Sie Fragen zu den Themen Arbeiten & Weiterbildung oder Jobsuche & Karriere? Dann schreiben Sie an Frau Mag. Seitz: office@goinginternational.org

Zitierung:
Nachname, Vorname: Paul Ehrlich Contest (In: Polak, G. [Hg.]: GI-Mail 03/25, ISSN: 2312-0819 Going International, Wien 2025)
Praktische Tipps für Studierende
zur Teilnahme am Paul Ehrlich Contest
Warum solltest du mitmachen?
- Lernen unter Wettkampfbedingungen: Hier geht es nicht nur um Wissen, sondern auch um Schnelligkeit, Strategie und Teamwork.
- Einzigartige Erfahrung: Du erlebst realistische klinische Szenarien und kannst dein Wissen unter Druck testen.
- Netzwerken & Austausch: Triff Medizinstudierende aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz und knüpfe wertvolle Kontakte.
- Preise & Prestige: Neben dem Titel und der Ehre winken oft kleine Preise oder Urkunden – ein echter Pluspunkt für den Lebenslauf.
- Spaß & Teamspirit: Der Contest ist nicht nur anspruchsvoll, sondern macht auch richtig Spaß!
Was macht den Wettbewerb besonders?
- Hochkarätige Jury – Die Bewertung übernehmen erfahrene DozentInnen und FachärztInnen.
- Realitätsnahe Aufgaben – Von EKGs bis zu komplexen Fallanalysen – hier wird praxisnah gearbeitet.
- Spannendes Finalformat – In der Endrunde gibt es oft einen historischen oder prominenten Patientenfall.
- Publikumseinbindung – Zuschauer können mitraten und kleine Preise gewinnen.
- Rollenverteilung im Team – Jedes Teammitglied kann sich mit seinen Stärken einbringen – sei es Diagnostik, Theorie oder praktische Skills.
Tipps für eine erfolgreiche Teilnahme:
- Kennt eure Stärken & Schwächen – Arbeitet als Team strategisch zusammen.
- Trainiert mit echten Fällen – Nutzt Fallbücher oder Online-Diagnosetools zur Vorbereitung.
- Übt unter Zeitdruck – Simulationen helfen, schnelle und präzise Antworten zu geben.
- Denkt interdisziplinär – Der Contest deckt viele Fachbereiche ab, also bereitet euch breit gefächert vor.
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