Im Herbst 2008 entschloss ich mich die USMLE Prüfungen abzulegen. Für mich war damals bereits klar, dass ich die residency (Facharztausbildung) in den Vereinigten Staaten von Amerika machen möchte. Viele Leute in meiner Umgebung sagten: “Völlig unmöglich, viel zuschwer, wir können zu wenig, komplett anderes System, …” Es ist sehr wohl möglich dieses Ziel mit einer strukturierten Vorarbeit und etwas Aufwand zu erreichen. Als ich anfing mich vorzubereiten, war ich mit einer Fülle von Unterlagen, Informationen und guten Ratschlägen versorgt. Ich möchte in diesem Chaos ein wenig Ordnung schaffen und berichten, wie meine Vorbereitung ausgesehen hat.
Den Erfahrungsbericht als PDF zum Download gibt es hier.
Eine Literaturliste mit den Vorbereitungsmaterialien von Daniele Massera folgt demnächst.
USMLE (United States Medical Licensing Examination) ist notwendig, um zur Bewerbung fürdie Facharztausbildung in jedem Fach in den USA zugelassen zu werden. Alle amerikanischenStudenten / Mediziner, sowie alle ausländischen Bewerber müssen diese Prüfungen ablegen.Es besteht kein Unterschied in den Prüfungen für US-Amerikaner und IMGs (internationalmedical graduates). Um diese Prüfungen abzulegen, ist es nicht nötig mit dem Studium fertigzu sein. Im Gegenteil ist es ist sogar anzuraten während des Studiums anzutreten, damit man den Stoff noch halbwegs frisch im Kopf hat.
USMLE besteht aus 4 Prüfungen:
Step 1 – Grundlagen der Medizin
anatomy, behavioral sciences, biochemistry, microbiology, pathology, pharmacology, physiology, interdisciplinary topics (nutrition,genetics, aging, …)
Step 2 Clinical Knowledge – klinische Fächer
internal medicine, obstetrics and gynecology, pediatrics, preventive medicine, psychiatry, surgery
Step 2 Clinical Skills – 12 simulierte “patient encounters”
bewertet werden history and physical (Anamnese/Status) mit standardisierten Schauspieler-Patienten, eine“patient note” und die Kommunikation auf Englisch
Step 3
Prüfung, die meistens erst während der residency abgelegt wird und keine Voraussetzung für die Bewerbung für eine Facharztausbildung darstellt (auf diese Prüfung gehe ich hier nicht ein)
(von: http://www.usmle.org/bulletin/overview/#threesteps)
Für IMGs ist das ECFMG (Educational Commission for Foreign Medical Graduates) der erste Ansprechpartner. Hier meldet man sich an und bekommt die nötigen offiziellen Informationen zur Anmeldung und zum Prüfungsablauf.
Mein Weg:
Step 1 – Februar– Berlin
Step 2 Clinical Skills – August– Philadelphia
Step 2 Clinical Knowledge – Februar– Berlin
Step1
Für Step 1 fing ich im Oktober an mich vorzubereiten. Ich hatte gerade den 3. Abschnitt des MCW (neuer Studienplan in Wien) begonnen. Mein Winter-semester sah so aus:
- Wissenschaftstertial (keine Lehrveranstaltungen)
- Notfalltertial
- Innere Medizin Seminare (dazwischen Winterferien)
- Semesterferien
Gegen Ende der Semesterferien flog ich nach Berlin, wo ich im Wombat’s City Hostel wohnte. Es befindet sich gegenüber des Testcenters in Berlin – Mitte und ist sehr empfehlenswert.
Eine genaue Wiederholung der Inhalte aus der Vorklinik ist für die Vorbereitung unerlässlich. Biochemie, Molekularbiologie und Genetik machen einen großen Teil der Fragen aus. Fast alle Fragen sind aber als „Clinical vignettes“ gestellt, also in einen Fall verpackt und haben einen starken klinischen Bezug. Deswegen rate ich von einer allzu frühen Prüfungsteilnahme ab. Man sollte erst zu Step 1 antreten, wenn man schon klinische Erfahrung gesammelt hat und die gängigsten Krankheitsbilder kennt.
Zur Vorbereitung habe ich USMLE Lernsoftwares, Bücher und Prüfungssimulationen verwendet.
Step 2 Clinical Skills
Von Juli bis September famulierte ich im Pennsylvania Hospital in Philadelphia und trat dort zu Step 2 CS an. Die Famulatur wurde von Going International angeboten und war die beste klinische Erfahrung in meinem Studium. Wenn man eine residency in den USA machen möchte, ist es sehr empfehlenswert während des Studiums eine Famulatur in einem amerikanischen Lehrkrankenhaus zu absolvieren.
Während der Famulatur lernt man die „amerikanische Art“ einen Patienten zu untersuchen, sodass Step 2 CS keine besonderen Schwierigkeiten darstellt. Die größte Herausforderung war für mich die „patient note“. Hier muss man auf ein leeres Blatt Papier ohne Vorlage die Anamnese und die „physical examination“ aufschreiben. Es gibt ein Schema, an das man sich halten sollte (current complain, history of present illness, past medical history, review of systems …). Wichtig ist die schlüssige „Geschichte“ der Krankheit des Patienten. Am Ende von jedem Fall muss man fünf Differentialdiagnosen und weiterführende Untersuchungen angeben, die man mit dem Patienten anstellen würde.
Step 2 CS kann in 5 Testcenters in den USA absolviert werden (Philadelphia, Chicago, Atlanta, Los Angeles und Houston). Auf http://www.usmle.org/finden sich Videos, auf denen man den Ablauf der Prüfung präsentiert bekommt. Wenn man die Videos angeschaut hat, gibt es keine Überraschungen mehr vor Ort. Es wird großen Wert darauf gelegt, dass man ordentlich ausschaut, höflich ist, und alle mitgebrachten Gegenstände in einem Schrank versperrt.
Step 2 Clinical Knowledge
Step 2 CK prüft die gesamte Klinik ab. Hauptbestandteil ist die Innere Medizin, aber auch aus den Bereichen Pädiatrie, Gynäkologie und Psychiatrie kommt sehr viel zur Prüfung. Überhaupt überschneidet sich der Stoff sehr mit den Prüfungen SIP 5 und SIP 6 in Wien.
Ich trat in den Semesterferien des 6. Jahres an. Meine Vorbereitungsphase fand gleichzeitig mit den Tertialen Neurologie, Psychiatrie und Pädiatrie statt. Auch die Weihnachtsferien und den ersten Teil der Semesterferien widmete ich der Prüfungsvorbereitung. Die Prüfung legte ich wieder in Berlin ab und wohnte diesmal im Citystay Hostel am Alexanderplatz – auch sehr empfehlenswert, jedoch ist die Lautstärke höher als im Wombat’s.
Anhang
Die Kosten liegen in einer Größenordnung von circa::
Step 1: $740 + $170 (in Europa)
Step 2 CK: $740 + $190 (in Europa)
Step 2 CS: $1,295 (+ Reisekosten in die USA)
(von: http://www.ecfmg.org/fees.html)
Internetforen
sind eine ausgezeichnete Quelle für Informationen aus erster Hand, vonStudenten, die gerade die Prüfungen abgelegt haben. Ich empfehle jedoch vorsichtig mitallzu größenwahnsinnigen Informationen umzugehen, denn es tummeln sich oft enorme Egosin diesen Foren, die mit unrealistischen Ergebnissen prahlen.
Alles Gute bei der Prüfungsvorberreitung!
Daniele Massera
Den Erfahrungsbericht als PDF zum Download gibt es hier.
Eine Literaturliste mit allenVorbereitungsmaterialien von Daniele Massera folgt demnächst.
Mehr Information zum Thema Arbeiten im Ausland finden Sie hier.
Tipp: Aktuelle Weiterbildungsangebote zum Thema Medizin und Gesundheit finden Sie laufend online in der Bildungsdatenbank »medicine & health«.
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