Von Mag.Dr. Gerhard Pöttler
Das österreichische Gesundheitssystem befindet sich wie viele andere Gesundheitssysteme in Europa derzeit in einem Prozess voller neuer Herausforderungen. Aufgabe der Gesundheitspolitik ist es, eine bedarfsgerechte und auf dem neuesten Stand der Medizin basierte Gesundheitsversorgung für alle Menschen, die diese benötigen, sicherzustellen. Hierbei sind alle Leistungserbringer und Finanzierungsträger in allen unterschiedlichen Bereichen aufgefordert, ihre Verantwortung wahr zu nehmen. Diese Situation hat zur Folge, dass sich völlig neue Anforderungen und Fragen an die Gesundheitspolitik wie auch an die Träger stellen.
Steht der Patient überhaupt noch im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit?
Kann man dieses System noch länger in der bisherigen Form finanzieren?
Was hat die Gesundheitsreform 2012/2013, die von allen Beteiligten so bejubelt wurde und die Struktur des österreichischen Gesundheitssystems durchaus verändert hat, gebracht? Hat sie die Erwartungen erfüllt? Gibt es schon erste Ergebnisse der Vereinbarungen zwischen Ländern und Sozialversicherungen?
Haben sich Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen beim neuen Finanzausgleich sowie Bund und Länder bei der neuen Artikel 15a B-VG Vereinbarung auf die Krankenanstaltenfinanzierung einigen können?
Wie lange werden sich die Bundesländer landeseigene Krankenanstalten noch leisten können?
Im Gesundheitswesen gibt es unterschiedlichste Träger von Krankenanstalten (Landesregierungen, Gemeinden, Religionsgemeinschaften, Kassen, Versicherungen, etc.), wodurch eine überregionale Zusammenarbeit zugunsten von „Eigeninteressen“ behindert wird. Auffallend sind aufgrund der unterschiedlich gestalteten Kompetenzverteilung die fehlenden Kompetenzen der Bundesregierung, den Trägern von Krankenanstalten verbindliche Weisungen zu erteilen sowie die fehlende Vorkehrung für eine systematische Bewertung der Qualität der Arbeit der einzelnen Spitäler. Die Spitalsplanung ist nicht Teil eines umfassenden Planes der Gesundheitspflege. Es liegt nach wie vor eine scharfe Trennlinie zwischen intramuralem und extramuralem Bereich vor, was zu zahllosen Doppelgleisigkeiten in der Arbeit von Spitälern und Ärzten in der Praxis im niedergelassenen Bereich führt, da wir bisher unterschiedliche Zahler hatten. Die demographische Entwicklung spielt im Gesundheitswesen eine entscheidende Rolle. Da die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen in den letzten Jahren permanent im Steigen begriffen ist, müssen auch Vorhaltungen dafür getroffen werden, dass diese Leistungen künftig auch finanzierbar bleiben und optimal verteilt werden. So gesehen gilt es, Verbesserungspotentiale auszuschöpfen und diese in weiterer Folge auch umzusetzen. Dazu ist es notwendig, einen Fokus auf den Patienten und die Stärkung seiner Eigenverantwortung zu richten und danach zu trachten, eine an den Patienten und deren Bedürfnissen orientierte, zwischen den zahlreichen Gesundheitsdienstleistern abgestimmte, wohnortnahe Versorgung und der damit einhergehenden Aussage „Geld folgt Leistung“ die Effizienz im Gesundheitswesen noch weiter zu steigern.
Das alles sind nur einige Fragestellungen, die derzeit viele Akteure im Gesundheitswesen beschäftigen und die zum Teil durch die neue Gesundheitsreform 2012/2013 näher thematisiert, gestreift oder aber auch geändert und verbessert wurden. Mit einigen dieser Fragestellungen wurde ich auch im Rahmen meiner Vorlesungen an einigen österreichischen Universitäten und Fachhochschulen im Bereich des österreichischen Gesundheitssystems konfrontiert. Dabei stellte sich heraus, dass zur Zeit kein aktuelles Nachschlagewerk inklusive der neuen Gesundheitsreform aufliegt, das einen gerafften und für „Otto Normalverbraucher“ wie auch für Insider verständlichen und vor allem leicht lesbaren und nachvollziehbaren Überblick über die Struktur, den Aufbau sowie die Finanzierung wie auch die Reformen im österreichischen Gesundheitssystem verschafft, mit dessen Hilfe sich Studierende in diesem Bereich wie aber auch der interessierte Bürger, Institutionen u.a. kompakt und rasch mit dem Gesundheitssystem auseinandersetzen können.
Ziel dieses Buches soll es nun sein, nach den bereits erwähnten politischen, wirtschaftlichen und gesundheitstechnischen Rahmenbedingungen einen kurzen historischen Überblick über die Entwicklungsphasen im österreichischen Gesundheitssystem zu geben, gefolgt von einer genauen Darstellung des Status Quo, wobei als Schwerpunkte die Struktur und Organisation, die Personen, die Einrichtungen, die Leistungserbringer, die Finanzierung und die Reformen dargelegt werden sollen. Abschließend sollen noch das Thema Reformpool samt konkretem Beispiel thematisiert und der „Österreichische Strukturplan Gesundheit neu“ kurz beleuchtet werden. Einen besonderen Schwerpunkt nimmt noch das Thema ELGA ein, das dies zum einen ab 2014 scharf geschaltet wurde und immer noch äußerst heftig von Befürwortern und Gegnern diskutiert wird sowie eine Darstellung der ersten Ergebnisse der Umsetzung der Gesundheitsreform. Ein abschließender Ausblick soll sich mit den künftigen Schritten des Österreichischen Gesundheitssystems beschäftigen.
Mag. Dr. Gerhard Pöttler, MBA ist Geschäftsführer des Deutsch-Ordens Spitals in Friesach, Kärnten und des angrenzenden Alten- und Pflegeheims „Haus Suavitas“. Davor war er als Geschäftsführer der Rudolfinerhaus Privatklinik GmbH sowie Wirtschaftsdirektor des Landeskrankenhauses Salzburg und Assistent der Geschäftsführung der Salzburger Landeskliniken tätig. Er ist Vortragender an zahlreichen Fachhochschulen und Universitäten, Gesundheits- und Krankenpflegeschulen für den Bereich Gesundheits- und Finanzwesen.
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Gesundheitswesen in Österreich
2. überarbeitete Auflage inkl. Der Gesundheitsreform 2013
Organisation, Leistungen, Finanzierung und Reformen übersichtlich dargestellt
Gerhard Pöttler
Hardcover, ca 400 Seiten
ISBN 978-3-902991-14-0 Preis A/D 49,90
Erscheint vorauss. September 2014
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