27. bis 29. Juni 2014, Heidelberg, Deutschland
Psychische Gesundheit und Krankheit in Afrika, Asien und Lateinamerika aus ethnologischer und kulturpsychiatrischer Sicht
Mit “Global Mental Health” soll der begonnene Diskurs um das allgemeinere Postulat einer sogenannten “Global Health” zwischen realen Perspektiven und konkreter Utopie themenspezifisch fortgeführt werden.
Einladung und Call for Papers
Psychische Gesundheit und Krankheit entstehen aus der komplexen Interaktion zwischen biologischen, psychischen, sozialen, ökonomischen und kulturellen Faktoren. Die bisher am wenigsten systematisch und kritisch untersuchten Faktoren in diesem Bedingungsgefüge sind die ökonomischen und kulturellen Einflussgrößen.
Weltweit sind etwa eine halbe Milliarde Menschen neuropsychiatrisch erkrankt, sie leiden unter Depressionen, Alkohol- oder Drogenabhängigkeit, Schizophrenie, Demenz, Epilepsie oder an anderen neurologischen oder psychiatrischen Störungen. Von diesen Erkrankten leben mehr als 80% in Entwicklungs- oder Schwellenländern. Der Mangel an sicheren Arbeitsverhältnissen, geringe Bildungschancen, Armut, Fehl- und Mangelernährung, ein ungemein rascher Umbau traditioneller Strukturen und nicht zuletzt auch Krankheiten wie HIV/Aids bedrohen auch die psychische Gesundheit. Die meisten psychisch Kranken erhalten keine entsprechende Behandlung. Viele sind stigmatisiert, mit Vorurteilen belegt und ausgegrenzt, wesentliche Menschenrechte werden ihnen vorenthalten.
Neuropsychiatrische Erkrankungen wurden lange Zeit von Verantwortlichen im Gesundheitssektor (Public Health) vernachlässigt. In den Blickpunkt einer größeren Öffentlichkeit rückte das Thema “Psychische Gesundheit” durch den Weltgesundheitsbericht der WHO im Jahr 2001. Die einflussreiche medizinische Zeitschrift Lancet hat im Jahre 2007 mit der 6-teiligen Serie “Global Mental Health” und im Jahre 2011 mit einer 5-teiligen Serie zum gleichen Thema dieses Thema auf das internationale Podium gebracht. Allerdings spielen in den Beiträgen medizinethnologische Überlegungen eine untergeordnete Rolle.
„Psychische Gesundheit – Mental Health“ darf kein Privileg der reichen Nationen sein, daher soll es in dieser Tagung um die Menschen gehen, die in Afrika, Asien und Lateinamerika leben. Wir wollen uns mit Diagnosesystemen, mit Behandlungsmöglichkeiten und mit Einflussfaktoren auf psychische Gesundheit und Krankheit aus ethnologischer und kulturpsychiatrischer Sicht auseinandersetzen. Zu solchen Einflussfaktoren gehören unter anderem: Die zunehmende Urbanisierung, Bevölkerungszunahme und Anstieg des Lebensalters und damit einhergehender demographischer Wandel, Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Armut. Bewaffnete Konflikte und Naturkatastrophen führen zu akuten und sequentiellen Traumatisierungen und entsprechenden psychischen Folgen. Die Stigmatisierung, Diskriminierung und Ausgrenzung psychisch erkrankter Menschen führt für viele der Betroffenen zu einem “sozialen Tod”, wie Arthur Kleinman das nennt. Traditionelle Heilkundige spielen sowohl bei Diagnose als auch bei der Behandlung eine wichtige Rolle. Nach wie vor ist es der erweiterte Familienverband, der bei ökonomischen, sozialen oder gesundheitlichen Problemen Sicherheit und Unterstützung gewährt.
Wir bitten alle Interessierten an der Gestaltung der Tagung mit zu wirken und möchten Mitglieder der AGEM aber ebenso auch Nichtmitglieder ansprechen, sich aktiv an dieser Tagung zu beteiligen. Sie sind herzlich eingeladen, Vorträge zur Tagung einzureichen.
Mit „Global Mental Health“ soll der begonnenen Diskurs (vgl. CfP von St. Augustin) um das allgemeinere Postulat einer sogenannten „Global Health“ zwischen realen Perspektiven und ‚konkreter Utopie‘ themenspezifischer mit Blick auf psychische Versorgungslandschaften und deren Dynamik fortgeführt werden. Zur psychischen Gesundheit aus transkultureller Perspektive gibt es ja im deutschsprachigen Bereich etliche Foren. Mit dieser Tagung wollen wir aber den Blick explizit auf die derzeit hier eher marginal behandelten Situationen ausserhalb Europas richten. Angesprochen werden sollen vor allem jüngere KollegInnen aus den verschiedenen Bereichen des ‚interdisziplinären Arbeitsfeldes Ethnologie und Medizin‘, die hierzu ihre Forschungen machen oder ihre Erfahrungen reflektieren wollen.
Charakter der 27. Fachkonferenz: Seminarcharakter, wie bei den letzten Konferenzen, 45 min pro Präsentation (inklusive Diskussion, also je gestraffter der Vortrag, desto länger der Diskussion), Deutsch oder Englisch.
Keine Parallelveranstaltungen.
Es sind keine Fördermittel vorgesehen.
Deadline für den Call for Paper: 10. April 2014
Abstract: ca 200-250 Wörter
Ekkehard Schröder, Potsdam ee.schroeder@t-online.de
Wolfgang Krahl, München drwkrahl@yahoo.de
AGEM: info@agem-ethnomedizin.de
Teilnahmebeitrag (Umlage) für die Organisation: 40 € Nichtmitglieder, 30 € Mitglieder, Studenten 15 €. Organisatorische Details kommen sukzessive in die Website der AGEM.
Die Konferenz wird mit einer Mitgliederversammlung der AGEM verbunden sein.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Tipp: Aktuelle Bildungsangebote zum Thema „Mental Health“ finden Sie laufend online in derBildungsdatenbank »medicine & health«.