Länderinformation Norwegen

Norwegen FlaggeInhalt:

1. Das Gesundheitssystem

2. Arbeiten in Norwegen

3. Das medizinische Ausbildungssystem

4. Das medizinische Weiterbildungssystem

5. Arbeitsbedingungen und Entlohnung

6. Berufs- und Arbeitsmobilität in der EU – Rechtliche Bestimmungen

7. Anerkennung von Berufsdiplomen

8. Checkliste zur Vorbereitung Ihrer ärztlichen Tätigkeit

9. Tipps für Ihre Bewerbung

10. Anerkennung von Weiterbildungszeiten

11. Versicherungsfragen für ÄrztInnen

12. Nützliche Adressen und Webseiten

Norwegen – Allgemeine Informationen

Hauptstadt: Oslo

Staatsform: Erbmonarchie

Regierungssystem: konstitutionelle Monarchie mit parlamentarischem und demokratischem Regierungssystem

Amtssprache: Norwegisch

Regionale Sprachen: Samisch, Kvenisch

Fläche: 385.199 km²

Einwohner: 5.063.709

Währung: 1 Norwegische Krone (NOK) = 100 Öre

  1. Das Gesundheitssystem

Norwegen kennt nur eine Form der Sozialversicherung: die Wohlfahrtsversicherung. Sie umfasst die Krankenversicherung, die Pensionsversicherung und eine Form der Pflegeversicherung. Alle Norweger sind versichert – in Ausnahmefällen übernimmt die Sozialhilfe die Versicherungsbeiträge. Jeder Norweger hat einen Hausarzt, der in seiner e-Card verzeichnet ist. Die Patienten müssen bei Aufsuchen des Hausarztes einen Selbstbehalt von ungefähr 15 Euro tragen. Für Arzneien sind 36 % Selbstbehalt pro Rezept und höchstens 30 Euro vorgesehen. Sind die Ausgaben jährlich höher als 200 Euro, dann sind alle weiteren benötigten medizinischen Leistungen unentgeltlich. Die für Kinder bezahlten Selbstbehalte sind von den Eltern zu tragen. Der norwegische Versicherungsfonds ersetzt nur die Arzneien, die chronisch Kranke Patienten, Palliativ- und Krebspatienten benötigen. Es gibt keine Zusatzversicherung und nur wenige Privatpatienten.

Das besondere am norwegischen Gesundheitssystem ist, dass es durch das Hausarztsystem geprägt ist. Somit ist beinahe jeder Norweger bei einem Hausarzt eingetragen, der für die Primärversorgung verantwortlich ist. Der Hausarzt ist die erste Ansprechperson für den Patienten. Nur im Fall einer Überweisung an einen Facharzt durch den Hausarzt übernimmt die Krankenversicherung die dadurch aufkommenden Kosten. Ungefähr 10% der Allgemeinmediziner sind unmittelbar bei den Gemeinden beschäftigt. 90% arbeiten als freibreufliche Ärzte, brauchen jedoch eine Praxiszulassung von der zuständigen Gemeinde. Die Gemeinden gewährleisten ein Grundentgelt. Dazu kommt eine Kopfpauschale pro Patient, Einzelleistungsvergütungen und Patientenselbstbehalte. Ein Großteil der Allgemeinmediziner arbeitet in Gruppenpraxen. Nur ungefähr 10% sind in Einzelpraxen beschäftigt.

Die Krankenhausreform 2002 hat einige Veränderungen mit sich gebracht. Unter anderem obliegt die ambulante fachärztliche Versorgung seither den fünf Gesundheitsregionen. Spezialisten arbeiten fast ausschließlich in den Krankenhausambulanzen und können nur mit Überweisung aufgesucht werden. Eine Ausnahme bilden Gynäkologen. Zusammen gibt es ungefähr 930 freiberufliche Fachärzte, die ihre Praxen fast nur in den Großstädten führten.

  1. Arbeiten in Norwegen

In Norwegen kann man an vier Universitäten Medizin studieren: Bergen, Oslo, Tromsö und Trondheim. Jährlich bewerben sich ungefähr fünfmal so viele Interessenten als Studienplätze verfügbar sind und das obwohl in den 90er Jahren das Kontingent an Studienplätzen fast verdoppelt wurde. Das lag vor allem daran, dass in Norwegen Ärzte fehlten. Daher war es noch vor 20 Jahren recht leicht für Ärzte aus dem Ausland einen Arbeitsplatz zu finden. Ungefähr 15% der Ärzte sind aus dem Ausland, vor allem aus den skandinavischen Nachbarstaaten.

  1. Das medizinische Ausbildungssystem

Das Medizinstudium dauert in Norwegen zwischen sechs und sechseinhalb Jahren. Verglichen mit anderen Staaten in Europa, legt das norwegische Ausbildungssystem großen Wert auf Praxiserfahrung. Studenten arbeiten im Laufe ihrer Ausbildung in Spitälern und in der Primärversorgung. Nach dem Studium muss achtzehn Monate lang ein Praktikum absolviert werden, das 12 Monate in einer Klinik und 6 Monate in der Primärversorgung erfolgt. Mit Ende dieser Praktikumszeit bekommt der Arzt vom nationalen Gesundheitsrat eine Lizenz, die zur selbständigen Ausübung des Arztberufes berechtigt.

  1. Das medizinische Weiterbildungssystem

Zunächst tritt der junge Mediziner seine Stelle als Turnusarzt an. Nach 18 Monaten erreicht der Arzt regelmäßig die nächste Ebene in der Spezialisierung. Die Spezialisierung zum Facharzt dauert im Schnitt sieben bis acht Jahre und setzt sich aus drei Abschnitten zusammen, die jeweils ungefähr zwei Jahre dauern. Nach jedem Abschnitt muss eine Abschlussprüfungen erfolgreich abgelegt werden damit der nächste Abschnitt angetreten werden darf. Nach diesen drei Abschnitten ist die Facharztausbildung abgeschlossen und die Stufe des Oberarztes erreicht. Dieser steht an der Spitze der Hierarchieordnung. Der weitere Karriereverlauf kann vermehrte Verantwortung oder die Übernahme von Leitungsaufgaben umfassen.

  1. Arbeitsbedingungen und Entlohnung

Die vertraglich festgelegte Normalarbeitszeit in norwegischen Spitälern beträgt 40 Stunden pro Woche und kann individuell auf höchstens 60 Stunden erhöht werden. Durchschnittlich arbeiten Ärzte in Spitälern zwischen 52 und 60 Stunden pro Woche. Die Kernarbeitszeit, in der alle elektiven Behandlungen und Eingriffe erfolgen, liegt zwischen 7 Uhr und 17 Uhr. Alle angestellten Ärzte haben das Recht auf 25 Urlaubstage pro Jahr von denen drei Wochen in der Hauptsaison liegen müssen. Weiters können sich norwegische Krankenhausärzte im Schnitt fünf Wochen pro Jahr Zeitausgleich für geleistete Dienste oder zur Nivellierung der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit nehmen.

Das Durchschnittsgehalt für Einsteiger liegt zwischen 50.000€ und 78.000€ brutto im Jahr (36.000€ – 52.000€ netto im Jahr). In der höchsten Gehaltsstufe verdient ein Chefarzt mit umfassender Leitungsfunktion zwischen 79.000€ und 126.000€ brutto im Jahr (zwischen 54.000€ und 79.000€ netto im Jahr). (Stand: 2008)

Da sich Norwegen durch starke Unterschiede in der Bevölkerungsdichte und Wohnortattraktivität auszeichnet, gibt es für bestimmte Fachrichtungen und Regionen Gehaltszuschläge von bis zu 200%.

  1. Berufs- und Arbeitsmobilität in der EU – Rechtliche Bestimmungen

Lesen Sie zu diesem Thema den Artikel “Arbeitsmobilität von Ärztinnen und Ärzten in den EU-Staaten” von Dr. Gerhard Polak.

  1. Anerkennung von Berufsdiplomen

Sämtliche Gesundheitsberufe müssen in Norwegen anerkannt werden. Mehr darüber finden Sie auf den Internetseiten von SAK (The Norwegian Registration Authority for Health Personnel), der Zentralstelle für die Zulassung von Personal im Gesundheitswesen: http://english.sak.no

  1. Checkliste zur Vorbereitung Ihrer ärztlichen Tätigkeit

8.1 Allgemeine Voraussetzungen:

– Gute Kenntnisse der norwegischen Sprache sind erforderlich

– Bergentest gilt als Nachweis der norwegischen Sprachkenntnisse

 

8.2 Wichtige Dokumente und Diplome zur Anerkennung:

– Promotionsurkunde

– (Fach-)Arztdiplom

– Unbescholtenheitsbescheinigung

– Lebenslauf

– Passkopie

 

Alle nicht englischsprachigen Dokumente müssen übersetzt und notariell beglaubigt lassen werden.

  1. Tipps für Ihre Bewerbung

9.1 Allgemeine Informationen

Die Bewerbung kann auf Englisch erfolgen, doch müssen gute Norwegischkenntnisse nachgewiesen werden. Dieser Nachweis erfolgt durch den norwegischen Sprachtest, der sogenannte Bergenstest. Der Bergentest ist eine von den norwegischen Volkshochschulen (Studieforbundet Folkeuniversitetet) angebotene Norwegischprüfung. Die erfolgreich abgelegte Prüfung ist Aufnahmevoraussetzung für das Studium an vielen norwegischen Universitäten. Sie dient aber auch als offizieller Nachweis für Norwegischkenntnisse in vielen Berufen, insbesondere eben auch im Gesundheitswesen.

9.2 Webseiten für die Jobsuche

Stellenangebote finden Sie unter anderem auf diesen Webseiten:

 

  1. Anerkennung von Weiterbildungszeiten

Information zur Annerkennung der Weiterbildungszeiten, die Sie im Ausland absolviert haben, in Ihrem Heimatland, finden Sie hier.

  1. Versicherungsfragen für ÄrztInnen

Alle Personen mit einem gültigen Aufenthaltstitel, die in Norwegen arbeiten oder wohnen, sind automatisch Mitglied von Folketrygden, der staatlichen Sozialversicherung. Der Arbeitgeber zieht den Versicherungsbeitrag vom Gehalt ab. Die norwegischen Sozialversicherung leistet im Bedarfsfall umfangreiche Sozialleistungen.

  1. Nützliche Adressen und Webseiten
  • Behörden, Akkreditierung

Norwegische Ärztekammer

Gesundheitsministerium

The Norwegian Registration Authority for Health Personnel (SAK) – Ansuchen für „Autorisasjon“

Folketrygden (staatliche Sozialversicherung)

 

  • Job und Karriere

Norwegischer Sprachtest (Bergenstest)

Norwegische Sprachkurse für Ärzte an der Universität Oslo

Stellenangebote für Junge Mediziner (Turnusärzte)

Stellenangebote für Assistenzärzte

The European Job Mobility Portal

 

  • Freizeit und Tourismus

http://www.visitnorway.com

https://www.nav.no

 

Tipp: Aktuelle Weiterbildungsangebote zum Thema Medizin und Gesundheit finden Sie laufend online in der Bildungsdatenbank »medicine & health«.

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