Mein KPJ in Apartadó, Kolumbien

von Nicolas Königsreuther.

Da ich mich sehr für die Gesundheitssysteme in anderen Ländern und Regionen interessiere, habe ich mich entschlossen einen Teil meines K PJ in einem südamerikanischen Krankenhaus zu machen. Ich entschied mich für Kolumbien, und kam so nach Apartadó , einer kleinen Stadt im Norden an der Karibikküste.

Während des 5. Studienjahres habe ich ein Erasmus-Semester in Spanien verbracht und daher war mir das Vokabular auf Spanisch im Krankenhaus bereits etwas vertraut. Ich habe 2 Monate meines KPJs in Kolumbien am kolumbianischen Tropeninstitut absolviert und würde es jedem, der an Tropenmedizin oder Mikrobiologie/ Parasitologie interessiert ist, empfehlen.

Nicolas Königsreuther
© Nicolas Königsreuther, Medizinische Universität Graz, Österreich

Bewerbung und Anmeldung

Ungefähr 10 Monate vor dem geplanten Aufenthalt hatte ich mich über die E-Mail-Adresse, des Tropeninstituts in Medellín an der Homepage für internationalen Austausch angegeben war, beworben.

Die weitere Anmeldung verläuft dann über die Homepage der Universität CES. Es müssen einige Dokumente hochgeladen werden, wie der Studentennachweis, eine Kopie des Reisepasses etc. Ich hatte damals den Nachweis von einer spanischen Universität, dass ich das Sprachniveau B2 habe. Ich würde auch jedem, der im Krankenhaus in Kolumbien arbeiten möchte, empfehlen, mindestens auf einem B2 Niveau Spanisch zu sprechen, da durch die verschiedenen Dialektformen, die im Norden Kolumbiens existieren, die Kommunikation ansonsten erschwert ist.

Nachdem die Dokumente hochgeladen sind, erfolgt nach wenigen Wochen die Zusage.

Es gibt 2 Standorte des kolumbianischen Tropeninstituts. Einer ist in der Millionenstadt Medellin, der andere ist in Apartadó, eine Kleinstadt im Norden Kolumbiens. Dort wurde ich zugeteilt. Das Institut ist an ein öffentlichen Krankenhaus in Apartadó angebunden, die Kontaktperson für mich in Apartadó ist Dra. Margarita Aboleda, die Oberärtzin am Tropeninstitut.

Das Team des Tropeninstitutes in Apartadó besucht allerdings auch andere Krankenhäuser in der Region, wenn es spannende, komplexe, tropenmedizinische Fälle gibt.

Meine Unterkunft

Ich habe die 2 Monate in einem Airbnb in Apartadó verbracht, welches relativ günstig war. Insgesamt sind die Lebenshaltungskosten vor Ort deutlich geringer als in Österreich. Die Anreise erfolgte mit AirEuropa über Madrid nach Medellín. Ich verbrachte eine Nacht in Medellín, eine Stadt, die durch Pablo Escobar bekannt wurde, heute jedoch zu einer der modernsten und innovativsten Städten Lateinamerikas zählt.
Die Sicherheit innerhalb der Stadt hat sich in den letzten Jahren deutlich gebessert. Das Nachtleben ist wunderbar. Ich hielt mich meistens im Bezirk „El Poblado“ auf, der zu einem der sichersten gehört. Anschließend ging es mit dem Bus nach Apartadó weiter.  Die Busfahrt war jedoch aufgrund der Straßenverhältnisse und der Dauer nicht angenehm, ich würde auch hier einen Inlandsflug empfehlen, der ebenfalls relativ günstig ist. In ganz Kolumbien kann man über die Homepage günstige Busverbindungen finden. Gute Erfahrungen habe ich mit der Buslinie Gomez Hernandez gemacht.

Die Tätigkeiten und Arbeitsbedingungen

Das Tropeninstitut ist recht klein und besteht aus einem Team mit circa 15 Leuten. Die Arbeitszeit beträgt täglich zwischen 8 und 10 Stunden. Man kann einerseits PatientInnen mitbetreuen, andererseits auch im Labor sein und PCRs machen, Malaria-Parasiten im dicken Tropfen analysieren, oder Dengue-Schnelltest durchführen und bewerten. Das Spektrum an tropenmedizinischen Krankheiten, die man dort sieht, ist wirklich groß und medizinisch faszinierend. Innerhalb einer Woche hatte ich mehrere Fälle von Lepra, Dengue, Malaria oder Schlangenbissverletzungen gesehen.

Es werden immer wieder Reisen ins Umland unternommen, wie beispielsweise nach Mutatá, um vor Ort die Ärzte und Ärztinnen zu schulen, PatientInnen zu behandeln oder auch um Familien aufzusuchen, um bei Verwandten nach Lepra-Hautläsionen zu suchen. Ein weiteres Team ist für Public Health zuständig und veranstaltet Work-Shops. In diesen Work-Shops erklären die Public Health Professionals beispielweise, wie die Übertragung von Dengue zustande kommt, wie man sie verhindern kann, und informieren über die Warnzeichen von Dengue. Es war mir möglich einen Tag mit dem Public Health Team mitzureisen.

Es ist auch immer wieder vorgekommen, dass PatientInnen mittels Pferd als Transportmittel zu uns in das Spital gekommen sind. Insgesamt gehörte das Tertial in Kolumbien also zu dem spannendsten Teil meines Studiums.

Über die Sprache - Entender y hablar español

Obwohl mein Spanisch noch nicht fließend war, waren alle im Krankenhaus sehr bemüht, mich zu integrieren. Der Dialekt ist insgesamt etwas weicher als das Spanisch, das in Andalusien gesprochen wird, wo ich mein Erasmus verbracht hatte.  Daher konnte ich schnell wieder an mein Vorwissen anknüpfen. Allerdings ist die Vielzahl an Dialekten innerhalb Kolumbiens herausfordernd.

Ich hatte mich darüber hinaus während des Medizinstudiums der medizinischen Universität Wien in verschiedene Romanistik-Kurse der Hauptuni in Wien als Mitbeleger eingetragen. Das möchte ich jedem empfehlen, der eine neue Sprache lernen will.

Versicherung und Finanzen

Ich hatte mir über die „Wiener Städtische Versicherung“ eine Auslandsversicherung zugelegt und hatte noch weiteren Versicherungsschutz über eine Kreditkarte der Ersten Bank wie Reisegepäckversicherung, Reise-Unfallversicherung, Verkehrsmittel-Unfallversicherung, Behandlungskosten im Ausland, Rücktransport etc. Für Genauere Informationen: https://www.sparkasse.at/sgruppe/kampagne/kreditkarten-mit-reiseversicherung

Finanziell fielen eigentlich nur die Flüge ins Gewicht. Die Kosten vor Ort sind deutlich geringer als in Wien oder in Österreich allgemein. Im Krankenhaus gibt es ein warmes Mittagessen für bereits EUR 2-3. Am Flughafen hatte ich Euros in Pesos getauscht. Man kann aber auch vor Ort in Apartadó Geld abheben.

Fazit

Mein Aufenthalt in Kolumbien war ein Highlight meines Studiums. Ich habe Auslandssemester in Spanien, USA, Frankreich und Deutschland gemacht, doch da in Kolumbien wirklich alles anders war (Kultur, Sprache, Gesundheitssystem, Krankheitsbilder, Natur und Nachtleben) war es das interessanteste Erlebnis für mich. Ich würde es jedem weiterempfehlen.

Kostentabelle

FlugCa. EUR 1600 Hin und Zurück
UnterkunftCa. EUR 200 pro Monat
Verpflegung (Speisen, Getränke etc.)Ca. EUR 150 pro Monat
Reisen, Aktivitäten, FreizeitCa EUR 100 pro Monat
Versicherungen und sonstigesCa EUR 150
GesamtkostenCa EUR 2650

Interessante Webseiten

Kontakt

Bei Fragen zu Nicolas Königsreuthers Famulatur, oder bei Fragen an Nicolas Königsreuther persönlich, wenden Sie sich direkt an die GI-Redaktion. Schreiben Sie uns ein E-Mail an: media@goinginternational.org

Haben Sie Fragen zu den Themen Arbeiten & Weiterbildung oder Jobsuche & Karriere? Dann schreiben Sie an Frau Mag. Seitz: office@goinginternational.org

Zitierung:

Königsreuther, Nicolas: Mein KPJ in Apartadó, Kolumbien (In: Polak, G. [Hg.]: GI-Mail 03/2023, ISSN: 2312-0819 Going International, Wien 2023)


Diese Publikation steht hier zum Download bereit.


Veröffentlicht in GI-Mail 03/2023 (Deutsche Ausgabe).

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