von Lukas Köll
Im Rahmen meines klinisch-praktischen Jahres (KPJ) hatte ich die wunderbare Gelegenheit, acht Wochen in Kapstadt, Südafrika, auf der Herz-Thorax-Chirurgie zu verbringen. Dieser Aufenthalt bot mir eine einzigartige Kombination aus intensivem Lernen und wertvollen praktischen Erfahrungen in einer international renommierten Klinik. Das Grotte Schuur Hospital in Kapstadt ist bekannt für seine moderne medizinische Infrastruktur, und bietet gleichzeitig die Möglichkeit, in einer der schönsten Städte der Welt zu leben. Meine ZA-Erfahrung war nicht nur beruflich, sondern auch kulturell sehr bereichernd.
Motivation für den Auslandsaufenthalt
Die Entscheidung, meine KPJ-Zeit in Kapstadt zu absolvieren, resultierte aus meinem Interesse an der Herz-Thorax-Chirurgie und meinem Wunsch, in einem medizinischen Umfeld zu arbeiten, das sowohl medizinische Spitzenleistung (erste Herztransplantation der Welt) als auch die Herausforderung der medizinischen Versorgung in einem Land mit sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten verbindet.

Kapstadt ist bekannt für seine guten Kliniken, aber auch für die Behandlung seiner diversen Patientengruppen also Patienten aus verschiedensten sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Schichten. Dadurch wurde mir ein tiefer Einblick in die chirurgische Versorgung unterschiedlichster Bevölkerungsgruppen ermöglicht. Ich erhoffte mir, neue Techniken und Ansätze in der Chirurgie zu erlernen und gleichzeitig mein Wissen über internationale Gesundheitssysteme zu erweitern. Außerdem war die Aussicht, die Natur und Kultur Südafrikas zu erleben, ein zusätzlicher Anreiz, mich für diesen Auslandsaufenthalt zu entscheiden.
Bewerbung und Anmeldung
Die Bewerbung war relativ unkompliziert, jedoch ist es wichtig, sich frühzeitig zu bewerben. Man sollte mindestens ein bis zwei Jahre im Voraus eine Anfrage an die folgende E-Mail-Adresse senden: E-Mail: elective.healthsciences@uct.ac.za (Betreff: UCT Electives).
Zusätzlich sollte man beachten, dass für das Praktikum eine Gebühr von ZRA 30.000 (etwa EUR 1500 ) fällig ist. Nachdem alle notwendigen Dokumente eingereicht und die Studiengebühr überwiesen wurde, erhält man ein offizielles Bestätigungsschreiben von der Universität. Falls es zu Verzögerungen kommt, kann es hilfreich sein, telefonisch nachzufragen, da dies die Prozesse in Südafrika oft beschleunigt. Ich selbst habe etwa ein Jahr vor meiner Abreise mit der Bewerbung begonnen und die wichtigsten Formalitäten einige Monate vorher abgeschlossen. Die UCT-Universität war stets hilfsbereit und hat auf alle meine Anfragen zeitnah reagiert.
Medizinische Tätigkeit und Arbeitsbedingungen
Die Klinik, in der ich arbeitete, war eine gut ausgestattete Einrichtung – etwas, das in Afrika nicht überall selbstverständlich ist, wie ich bei einem Aufenthalt in Tansania leider feststellen musste, besonders im OP-Bereich. Die Arbeitszeiten waren regulär, mit einer 40-Stunden-Woche. Es herrschte eine flache Hierarchie, und das Team war äußerst unterstützend. Sprachliche Barrieren gab es keine, da alle Kollegen fließend Englisch sprachen. Dies erleichterte die Arbeit erheblich. Besonders beeindruckt war ich von den regelmäßigen Fortbildungen und Journalclubs, die wöchentlich stattfanden. Die Stationsarbeit kam fast nicht vor; manchmal durfte man Drainagen entfernen. Ich habe die meiste Zeit im OP verbracht und mir Operationen angesehen. In der Thoraxchirurgie konnte ich häufiger als 1. Assistenz mit am Tisch stehen, welches eine wertvolle Erfahrung war. Im Herz-OP war man jedoch meist Zuschauer. Es besteht auch die Möglichkeit, an Sprechstunden teilzunehmen. Dies würde ich nachfolgenden KollegInnen definitiv sehr empfehlen, da man dabei interessante Einblicke in die klinische Diagnostik bekommt. Eine besonders wertvolle Erfahrung war meine einwöchige Rotation ins Red Cross War Memorial Children’s Hospital, wo ich spannende Operationen an Kindern mit angeborenen Herzfehlern beobachten konnte – diese Erfahrung kann ich definitiv ebenfalls sehr weiterempfehlen. Obwohl meine Tätigkeit insgesamt weniger praktisch am OP-Tisch war, als erhofft, konnte ich dennoch einige chirurgische Fähigkeiten und Techniken erlernen und die Arbeit der Herz-Thorax-Chirurgen hautnah miterleben.
Freizeitaktivitäten in Kapstadt
Kapstadt ist eine wunderschöne Stadt mit unzähligen Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten. In meiner freien Zeit habe ich den Tafelberg bestiegen und die Strände von Camps Bay und Clifton besucht. Die Wanderung auf den Tafelberg ist sehr beeindruckend, und die Aussicht von oben ist unvergesslich. Wer sportlich aktiv sein möchte, kann außerdem hervorragend surfen oder andere Wassersportarten betreiben. Ich habe mehrere Male an der Küste von Muizenberg gesurft, und es war eine großartige Erfahrung. Die Stadt bietet darüber hinaus viele kulturelle Highlights, wie das District Six Museum und Robben Island, die historische Gefängnisinsel, auf der Nelson Mandela inhaftiert war. Auch größere Ausflüge waren möglich, da es nie ein Problem war, den einen oder anderen Tag im Krankenhaus freizunehmen. Wochenendausflüge in die Weinregion Stellenbosch oder entlang der Garden Route sind sehr zu empfehlen. Insgesamt bot mir Kapstadt ein großartiges Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit, wodurch mein Aufenthalt sehr angenehm wurde.
Unterkunft
Ich habe im Stadtteil Observatory gewohnt, nur wenige Minuten vom Groote Schuur Hospital entfernt. Meine Unterkunft war ein AirBnB bei Caroline und Steve, das ich sehr empfehlen kann. Es handelte sich um eine Art WG mit maximal fünf international Studierenden. Die Wohnung war gut ausgestattet, mit einer großen Gemeinschaftsküche und einem gemütlichen Kamin im Gemeinschaftsraum. Die Gastgeber waren äußerst freundlich und hilfsbereit, wodurch mein Aufenthalt auch in diesem Punkt sehr angenehm war. Observatory selbst ist ein lebendiger Stadtteil mit vielen Restaurants, Bars und Cafés. Die Nähe zum Krankenhaus war ebenfalls ein großer Vorteil, da ich täglich in weniger als zehn Minuten zu Fuß zur Arbeit gelangen konnte.
Fazit
Meine zwei Monate in Kapstadt waren eine unvergessliche Erfahrung, die mir nicht nur fachlich, sondern auch persönlich viel gebracht hat. Die Möglichkeit, in einem Land mit solch kontrastreichen Bedingungen zu arbeiten und von erstklassigen Chirurgen zu lernen, hat meinen Wunsch bestärkt, in der Herz-Thorax-Chirurgie tätig zu werden. Für zukünftige KPJ-Studenten kann ich nur empfehlen, die Gelegenheit zu ergreifen, in Kapstadt oder einer ähnlichen internationalen Klinik Erfahrungen zu sammeln. Wichtig ist dabei, sich frühzeitig – etwa ein bis zwei Jahre im Voraus – über die angegebene E-Mail-Adresse zu bewerben und die anfallenden Kosten von ZAR 30.000 (ca. EUR 1500) zu beachten. Die Lehre und die praktischen Möglichkeiten im Krankenhaus waren beeindruckend, doch ebenso bereichernd waren die vielfältigen Erlebnisse außerhalb des Klinikalltags, insbesondere die Freizeitaktivitäten in Kapstadt. Wer bereit ist, sich den Herausforderungen zu stellen und gleichzeitig die Gelegenheit nutzt, das Land und seine Menschen näher kennenzulernen, wird auf vielfache Weise belohnt.
Kostentabelle
Beschreibung | Kosten in Euro |
---|---|
Unterkunft / Monat | 650 |
Essen und Trinken / Monat | 400 |
Transport / Monat | 150 |
Freizeitaktivitäten / Monat | 250 |
Summe / Monat | 1450 |
Summe 2 Monate | 2900 |
Flug (Hin und zurück) | 800 |
Gesamt | 3700 |
Interessante Webseiten
Behörden und Institutionen
- Groote Schuur Hospital
- Website University of cape town (Faculty of health sciences)
- Honorargeneralkonsulat: austrianconsulcpt@gmail.com
Links zu Freizeitaktivitäten
Bei Fragen zu Lukas Köll Famulatur, oder bei Fragen an Lukas Köll persönlich, wenden Sie sich direkt an die GI-Redaktion. Schreiben Sie uns ein E-Mail an: media@goinginternational.org
Haben Sie Fragen zu den Themen Arbeiten & Weiterbildung oder Jobsuche & Karriere? Dann schreiben Sie an Frau Mag. Seitz: office@goinginternational.org

Zitierung:
Köll, Lukas: „Mein PJ-Aufenthalt im Groote Schurr Hospital in Kapstadt – Erfahrungsbericht auf der Herz-Thorax-Chirurgie„
Diese Publikation steht hier zum Download bereit.
Wird veröffentlicht in GI-Mail 06/2025 (Deutsche Ausgabe).
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