Meine Auslandsfamulatur in Yogyakarta, Indonesien

von Katharina Engelberger 

Meine Motivation für einen Auslandsaufenthalt und die Bewerbung

Schon zu Beginn meines Medizinstudiums hatte ich das Ziel, im Rahmen von Famulaturen oder ERASMUS etc. ins Ausland zu gehen. Mein Ziel war es vor allem, verschiedene Gesundheitssysteme in ihrer Struktur kennenzulernen, aber auch praktische Kenntnisse in der Diagnostik und Therapie von Krankheiten in weniger entwickelten Teilen der Welt zu erlangen. Außerdem begeistert mich das Eintauchen in andere Kulturen und der Kontakt mit den Menschen vor Ort.

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Katharina Engelberger, Medizinische Universität Wien

Als an der medizinischen Universität Wien (MUW) im Wintersemester meines vierten Studienjahres die Stipendien für Auslands-Famulaturen in Asien, über das „Asian University Network“ – Netzwerk ASEA UNINET  ausgeschrieben wurden, beschloss ich gleich, mich zu bewerben. Man konnte zwischen Thailand, Vietnam oder Indonesien wählen. Die Höhe dieses Förderstipendiums hat zu diesem Zeitpunkt 750 Euro betragen.

Bewerbung und Organisation

Im Dezember 2021 erhielt ich die Rückmeldung, dass ich von der MUW für eine Famulatur im Ausland nominiert wurde, allerdings ohne Information über das Land, die Medizinische Universität und die Stadt, in die es gehen sollte. Mitte März 2022 erhielt ich schließlich die Information, dass ich mich an der Universitas Gadjah Mada (UGM) in Yogyakarta, der zweitbesten medizinischen Universität Indonesiens, bewerben kann. Nun folgte der eigentliche Bewerbungsprozess auf der Website der UGM. Dieser bestand unter anderem aus der Angabe persönlicher Daten, dem Hochladen relevanter Dokumente (z.B. Letter of Recommendation von der eigenen Universität) sowie einem kurzen Motivationsschreiben und nicht zuletzt natürlich der Angabe der gewünschten Abteilungen (in meinem Fall Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Mikrobiologie). Danach war Geduld gefragt. Nach 2 Monaten, am 1. Juni, erhielt ich die definitive Zusage von der UGM und die eigentliche Organisation der Reisevorbereitungen begann. Meine persönliche Checkliste befindet sich am Ende dieses Berichts – vielleicht hilft sie zukünftigen BewerberInnen!

Flug, Visum und Unterkunft

Bezüglich Flugauswahl empfehle ich 3-4 Tage vor Famulaturstart aus Österreich abzureisen, damit noch etwas Zeit bleibt, um sich mit der Umgebung (und der Zeitverschiebung) in Yogyakarta vertraut zu machen. Ich selbst bin eine Woche früher losgeflogen und habe noch fünf Tage auf Bali verbracht. So konnte ich mich von der langen Anreise erholen und ein paar Tage Urlaub genießen, bevor das eigentliche Abenteuer begann.

Das Visum kann man direkt bei Ankunft in Indonesien am Flughafen ausstellen lassen und es ist für 30 Tage gültig (Visa on Arrival). Es kann für weitere 30 Tage verlängert werden, dafür muss man jedoch insgesamt dreimal ins Immigration Office (Imigrasi) in Yogyakarta fahren. Man sollte ungefähr 10 Tage vor Ablauf des Visums ansuchen, damit die Verlängerung rechtzeitig bestätigt wird – der Aufwand ist meiner Meinung nach überschaubar und war es auf jeden Fall wert. Alternativ wäre auch möglich, das Visum im Vorhinein auf der indonesischen Botschaft zu beantragen. Da die endgültige Zusage jedoch erst so kurzfristig erfolgte, hatte ich Bedenken, ob ich meinen Reisepass rechtzeitig vor der Abreise erhalten würde.

Meine Unterkunft habe ich über Airbnb gefunden („Beautiful room in central Yogya“) und 280 Euro für 30 Tage bezahlt – große Empfehlung meinerseits! Ich habe hier mit einem indonesisch-schweizerischem Paar zusammengelebt.

Man findet über Airbnb auch das sogenannte „Apartmen taman melati Yogyakarta“, wo einer meiner Kollegen wohnte. Dabei handelt es sich um eine Art Studentenwohnheim. Wenn man früh genug bucht (er hat es damals schon im März gebucht), kann man dort um ca. 200 Euro pro Monat eine Wohnung finden. Abends sollte man in der Gegend des Apartments laut den Indonesiern allerdings nicht allein unterwegs sein bzw. besser ein Taxi/Motorbike bestellen, um nach Hause zu kommen. Zwei meiner KollegInnen entschieden sich für das Kimaya-Hotel, welches ca. 15 Euro pro Person pro Nacht gekostet hat (im Doppelzimmer) und mit welchem sie sehr zufrieden waren. Es befindet sich in einer eher touristischen Gegend.

Famulaturstart

Am ersten Tag wurde ein Treffen für alle Incoming-Students (wir waren insgesamt zwölf StudentInnen aus Europa) organisiert, wo wir von zwei indonesischen Medizinstudentinnen der UGM empfangen wurden. Nach Erledigung einiger Formalitäten wurde jeder Studierende persönlich zur jeweiligen Abteilung gebracht und dem Team vorgestellt. Ein Lehrkrankenhaus der UGM ist u.a. im Dr. Sardjito General Hospital (RSUP Dr. Sardjito), in welchem auch wir unsere Famulaturen absolvieren durften.

Medizinische Tätigkeit und Klinikalltag

Gynäkologie (2 Wochen): Ich startete auf der Gynäkologie und Geburtshilfe und erhielt sogleich einen vorgefertigten Stundenplan für zwei Wochen. Die Tage waren meist bis 14.00/15.00 Uhr geplant, boten aber durchaus Flexibilität je nach Interesse. Für die gesamte Zeit wurde ich von einem Supervisor (FachärztIn) und einem Resident (AssistenzärztIn) betreut, wobei der Resident immer die Erste- und Hauptansprechperson ist.

Obwohl nicht alle ÄrztInnen gutes Englisch sprechen konnten, waren viele trotzdem bemüht, mich miteinzubeziehen und zu Untersuchungen (Ultraschall etc.) und Operationen mitzunehmen. Besonders spannend war es, gynäkologische Primary Health Care in Yogyakarta kennenzulernen, beispielsweise Kontrazeptionsprogramme oder Field Trips zu kleineren Spitälern (Puskesmas) in der Stadt. Einmal durften wir außertourlich ein Team in einen Kindergarten begleiten, wo die Kinder einen Gesundheitscheck erhielten und wir z.B. beim Auskultieren der Kinderherzen helfen durften.

Die hygienischen Standards haben bei mir – im Vergleich zu Österreich – zugegebenermaßen manchmal für Erschrecken gesorgt, wobei man erwähnen muss, dass Indonesien mit viel weniger (finanziellen) Ressourcen auskommen muss.

Leider war ich in diesen zwei Wochen bei keiner einzigen Spontangeburt dabei – bei einem der bevölkerungsreichsten Länder der Welt hätte ich mir Geburten „wie am Fließband“ erwartet.
Das Dr. Sardjito General Hospital betreut jedoch eher spezielle/schwierige Fälle und hat deshalb fast ausschließlich Sectios. Fast alle Spontangeburten finden in kleinen Spitälern (Puskesmas) statt.

Dennoch würde ich mich wieder für die Gynäkologie entscheiden, mein zugeteilter Resident war großartig bemüht, so viel Lehre wie möglich in diesen zwei Wochen für mich herauszuholen!

Mikrobiologie (2 Wochen): Auf der Mikrobiologie konnte ich zwischen zwei Famulaturprogrammen (Biofilmbakterien oder Mykobakterien) wählen. Ich entschied mich für Mykobakterien, wobei der Fokus auf M. tuberculosis lag. Wieder erhielt ich einen Stundenplan für die kommenden zwei Wochen. Die Arbeitszeiten gingen meist nicht über 3 Stunden pro Tag hinaus, wodurch noch genug Freizeit blieb, um am Nachmittag die Gegend in und um Yogyakarta herum zu erkunden.

Zu Beginn der Famulatur standen einige Vorlesungen mit meiner Supervisorin am Programm, die mir das nötige theoretische Basiswissen zu Tuberkulose vermittelten (Epidemiologie, Pathophysiologie, Diagnostik etc.). In der restlichen Woche lag der Fokus auf der Labordiagnostik von Mykobakterien. Wir stellten z.B. Löwenstein-Jensen-Medien für die Kultur von M. tuberculosis her und ich durfte mikroskopische Präparate (Sputum) mittels Ziehl-Neelsen-Färbung anfärben. Die meiste Zeit verbrachte ich in diesen zwei Wochen mit den Residents, die mich sogleich herzlich in ihr Team aufnahmen. In der zweiten Woche standen zwei Field trips in das Uniklinikum (RSA der UGM) und in ein Puskesmas an, wo ich über die Versorgung von TuberkulosepatientInnen in ländlichen Regionen lernte und in der Tuberkulose-Ambulanz beiwohnen durfte.

Als Abschluss sollte ich eine Präsentation über meine Learning Outcomes halten und verglich dabei die Tuberkuloseversorgung in Indonesien mit jener in Österreich. Ich empfehle die Mikrobiologie der UGM auf jeden Fall weiter!

Über Yogyakarta – meine Eindrücke und Tourismus Erfahrungen

Yogyakarta ist eine ganz besondere Stadt, deren Besonderheiten man zu schätzen lernt, sobald man den ersten Kulturschock überwunden hat.
Neben zahlreichen Attraktionen direkt in der Stadt (Yogyakarta Palace, Yogyakarta National Museum, frühmorgendliche Märkte wie Beringharjo oder Kranggan, Malioboro Street) lohnt es sich, die ländliche Gegend um Yogyakarta zu erkunden.

Ich empfehle sich bezüglich Ausflügen immer bei den Indonesiern (z.B. Residents, Studierende) selbst zu erkundigen! Da die Touristentouren (über TripAdvisor o.Ä.) überteuert sind und das Geld für mich nicht wert waren, buchte ich nur einmal eine solche Tour.

Durch Kommunikation mit den Locals lernte ich wunderschöne und häufig auch wenig touristische Orte kennen.

Persönliche Highlights

Restaurants in und um Yogyakarta:

Loving Hut (rein vegan)

The House of Raminten

Yabbiekayu

Lotus mio (ruhige Lage, mit Blick auf Bananenpalmen)

Jejamuran (bieten Speisen mit verschiedensten Pilzen an, die sie selbst züchten)

Yogastudio: Movement Lab

Keramikladen: Kei Pottery (bieten sogar Kurse an)

Strand: Pantai Indrayanti (2h von Yogyakarta entfernt)

Wasserfälle: Air Terjun Kedung Kayang

Kulinarisch wurde es von Tag zu Tag besser!

Da ich überwiegend rein pflanzlich esse, war ich zu Beginn etwas herausgefordert, da viele traditionelle indonesische Speisen Fleisch oder Fisch enthalten. Sobald man aber die wichtigsten Wörter (z.B. nasi = Reis, tanpa = ohne, ayam = Hühnerfleisch, telur = Ei) gelernt hat, wurde es mit dem Bestellen leichter. Als großer Freund aller Incomings stellte sich Tempeh (fermentierte Sojabohnen) heraus, köstlich in allen Variationen! Es gibt mehrere Kantinen beim Krankenhaus, wobei ich persönlich die „Kantin Sehat“ sehr genossen habe. Die Kantinen eignen sich aufgrund der Nähe super für die Mittagspause – oder auch morgens für ein typisch indonesisches Frühstück.

Wie man in Yogyakarta von A nach B kommt

In Yogyakarta ruft man sich ein Taxi mittels der App „Grab“ oder „Gojek“, was vergleichbar mit der Taxi App „Uber“ ist. Mit umgerechnet nur 1-2 Euro kommt man durch die halbe Stadt. Zu Fuß zu gehen ist ebenfalls möglich – ich habe das morgens immer gerne auf dem Weg ins Krankenhaus gemacht oder abends für einen Spaziergang genutzt. Tagsüber ist es oft heiß und schwül, weshalb ich nicht ständig verschwitzt ankommen wollte. Außerdem erfordert der Verkehr beim Spazieren durch die Stadt eine gewisse Aufmerksamkeit.

Versicherungsfragen

Meine Krankenversicherung habe ich bei der Allianz abgeschlossen. Ich habe mich dabei für eine umfassende Reiseversicherung entschieden (deckt zum Beispiel auch Flugstorno wegen Krankheit etc. ab). Über die österreichische Hochschülerschaft (ÖH), bei der jeder österreichische Studierende Mitglied ist, ist man außerdem haftpflichtversichert. Diese können eine Bestätigung für die Haftpflichtversicherung ausstellen.

Mein Fazit

Ich bin unglaublich froh über meine Erfahrungen und Erlebnisse in Yogyakarta und werde im positiven Sinn ein Leben lang davon zehren! Da ich zudem das erste Mal alleine gereist bin, bin ich riesig über mich hinausgewachsen und habe zahlreiche liebe Menschen kennengelernt! Ich kann es nur jedem ans Herz legen, es zu wagen!

Meine persönliche Checkliste

Im Vorhinein

  • Flüge buchen
  • Unterkunft buchen
  • Impfungen (Typhus lt. UGM verpflichtend) – ich war im Tropeninstitut des AKH
  • Krankenversicherung bzw. Reiseversicherung im Allgemeinen
  • 5 Stück passport-size pictures
  • Geeignete Kleidung für das Krankenhaus besorgen
    • Oberteil: Kragenhemd oder Poloshirt
    • Hose: Stoffhose, evtl. langer Rock (mindestens über die Knie) bei Frauen
    • Labormantel/Kittel
    • Keine Tops, T-Shirts oder tiefen Ausschnitte
    • Keine kurzen Röcke oder Jeans
    • Keine Sportschuhe oder Sandalen
  • Reiseapotheke
  • Famulaturbestätigungen drucken (aus dem Mobility Online Portal)

Vor Ort

  • Visum: bei Ankunft am Flughafen (Visa for tourism purposes)
  • SIM-Karte besorgen (Telkomsel)
  • Benötigte Unterlagen für Verlängerung des Visums (Stand 2022) – diese kann man im Sekretariat bei       Aryo ausdrucken lassen
    • Buchungsbestätigung des Hotels bzw. der Unterkunft
    • Flugtickets
    • Covid-Impfbestätigung
    • Reisepasskopie
    • Kopie des Einreisevisums
    • 500.000 IDR (entspricht ungefähr 30 Euro)

Kostentabelle

BeschreibungKosten in Euro
Unterkunft / Monat300
Essen und Trinken / Monat200
Transport (öffentliche Verkehrsmittel) / Monat100
Freizeitaktivitäten (Eintritte, Ausflüge) / Monat200
Flug Hin und zurück mit Etihad und Visum1200
Gesamt2000

Interessante Webseiten

  • ASEA-Uninet: Auf dieser Seite findet man Informationen zum Programm – vor allem interessant für Studierende der Medizinischen Universität Wien, da jedes Jahr Stipdenien vergeben werden.
  • Universitas Gadjah Mada: Das ist die Website der UGM (auf Englisch), bei der man sich in die Geschichte der Universität einlesen kann.
  • RSUP Dr. Sardjito: Das ist die Website der Klinik, an der ich meine Famulatur machen durfte. Sie ist leider nur in indonesischer Sprache.
  • Borobudur-Tempel: Der weltgrößte buddhistische Tempel, nahe Yogyakarta gelegen und definitiv einen Ausflug wert.

Bei Fragen zu Katharina Engelbergers Famulatur, oder bei Fragen an Katharina Engelberger persönlich, wenden Sie sich direkt an die GI-Redaktion. Schreiben Sie uns ein E-Mail an: media@goinginternational.org

Haben Sie Fragen zu den Themen Arbeiten & Weiterbildung oder Jobsuche & Karriere? Dann schreiben Sie an Frau Mag. Seitz: office@goinginternational.org

WP EB

Zitierung:

Engelberger, Katharina: Erfahrungsbericht meiner Famulatur in Yogyakarta, Indonesien (August 2022) (In: Polak, G. [Hg.]: GI-Mail 02/2025, ISSN: 2312-0819 Going International, Wien 2025)


Diese Publikation steht hier zum Download bereit.


Veröffentlicht in GI-Mail 03/2025 (Deutsche Ausgabe).

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