von Gabriel Achter.
Im Sommer 2019 hat es mich für meine erste Famulatur im Fach Neurologie nach Hamburg in die Abteilung für Neurologie und neurologische Frührehabilitation des Albertinen Krankenhauses gezogen. Die Neurologie und das menschliche Nervensystem haben bereits vor Beginn des Medizinstudiums mein Interesse geweckt, dementsprechend wollte ich natürlich keine Zeit verlieren und schon bei meiner ersten Famulatur einen klinischen Einblick in das Fach bekommen.
Auf Hamburg fiel die Wahl in erster Linie, weil ich gemeinsam mit meiner Freundin den Sommer dort verbringen wollte. Sie beendete zur selben Zeit dort ihr Auslandssemester an der Akademie für Mode und Design. Jede freie Minute, die sich neben dem Arbeits- und Lernalltag ergab, war also immer auch ein bisschen Sommerurlaub. Wir erkundeten gemeinsam die Stadt und ich lernte ihre Lieblingsplätze und Lieblingscafés, sowie die Universität und Hamburger StudienkollegInnen kennen. Die Wahl auf das Albertinen Krankenhaus fiel recht zufällig und hat sich in Rückblick auf meine schöne Zeit im Haus als gute Entscheidung erwiesen.
Bewerbung
Der Bewerbungsprozess am Albertinen Krankenhaus war unkompliziert. Der Chefarzt der Neurologie ist
auch ärztlicher Leiter des Hauses. Eine Mail an das Sekretariat der ärztlichen Direktion, die PJBeauftragten oder die offizielle Ansprechperson für Studierende, allesamt sind leicht auf der Website zu finden und führen somit sicher zum Ziel. Beworben habe ich mich circa acht Monate im Voraus und habe nach der Zusendung meines Lebenslaufes und der üblichen Unterlagen rasch die Zusage erhalten.
Tätigkeit und Arbeitsbedingungen
Das Arbeitsklima im Team der Neurologie habe ich als besonders freundlich empfunden, und den
Umgang untereinander, auch den StudentInnen gegenüber habe ich als sehr wertschätzend in Erinnerung. Am ersten Tag nahmen sich der Chefarzt und die Sekretärin kurz Zeit mich willkommen zu heißen. Im Anschluss wurde ich einer neurologischen Normalstation zugeteilt, wo sich einer der jungen
Assistenzärzte meiner Betreuung annahm. Von da an war ich gut in den Stationsalltag eingebunden. Da es in Deutschland üblich ist, dass die StudentInnen die Blutabnahmen und Zugänge der gesamten Station übernehmen, war ich dankbar mir diese mit einer motivierten PJ-Studentin teilen zu können, die mir dahingehend auch viele Tipps geben konnte, die ich bis heute beherzige. So blieb viel Zeit, um auf Visite mitzugehen, die PatientInnen sowie ihre Krankheitsbilder und Therapien kennenzulernen und meine ersten klinischen Erfahrungen überhaupt zu sammeln – sehr spannend für mich! Ich habe viele neurologische Krankheitsbilder gesehen und kennengelernt, angefangen von Demenz und Morbus
Parkinson, über Multiple Sklerose und opportunistische Infektionen unter immunsuppressiver Therapie, bis hin zu Meningitis und Schlaganfall war alles dabei. In täglichen Meetings mit den NeuroradiologInnen wurden die PatientInnen/Neuaufnahmen dem Team vorgestellt und dabei auch die aktuellen CTs und MRTs besprochen und diagnostiziert. Darüber hinaus gab es fast jeden Tag die Möglichkeit auch als FamulantIn an den PJ-Fortbildungen teilzunehmen. Diese waren für alle PJ-Studierenden des Hauses gesammelt organisiert, meist sehr lehrreich, und behandelten Themen aus vielen verschiedenen Fachbereichen, manchmal sogar inklusive Bedside-Teaching.
Das Albertinen Krankenhaus
Das Albertinen Krankenhaus liegt im Stadtteil Schnelsen, was für mich eine tägliche Fahrtzeit von 1
Stunde, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln jeweils 30 Minuten pro Richtung bedeutete. Das Haus hat
770 Betten, die auf neuere und ältere Teile des Gebäudes verteilt sind. Subjektiv war das Haus, im
Vergleich mit anderen Krankenhäusern in dieser Größe, überdurchschnittlich gut ausgestattet. In der
Schlaganfallversorgung werden angiographische Thrombektomien interventionell im Haus durchgeführt, für die Nachversorgung kommen die Patienten auf die Stroke Unit. Im Rahmen der Famulatur hatte ich
auch die Möglichkeit die Station für neurologische Frührehabilitation zu besuchen. Das
PatientInnenkollektiv bestand teils aus jungen, eher jedoch aus älteren Menschen, da diese vermehrt von neurologischen Erkrankungen, insbesondere Schlaganfällen, Parkinson und Demenz betroffen sind. Mittagessen gab es für FamulantInnen zum vergünstigten Preis und geschmeckt hat es, trotz des etwas übermäßigen Einsatzes des Sour Cream Dips zu nahezu jeder Speise, sehr gut.
Die Hansestadt Hamburg
Hamburg hat im Sommer richtig viel zu bieten (sofern das Wetter mitspielt). Unsere Unterkunft mieteten
wir über Airbnb im recht zentral gelegenen Stadtteil Altona. Neben dem Hafen und dem obligatorischen
Besuch der Reeperbahn, St. Pauli, und der Elbphilharmonie, bieten sich Ausflüge zum Elbstrand nach
Övelgönne oder Blankenese an. In ganz Hamburg gibt es jede Menge gute Cafés und Restaurants, wie
zum Beispiel Nord Coast Coffee für Waffeln und Kaffee oder Standard für ein gemütliches Abendessen
und richtig gute Drinks. Da Hamburg recht nördlich liegt, bleibt es meist sehr lange hell und man kann
sich abends ein Ruderboot ausborgen und bei Sonnenuntergang über die Alster schippern. Eine
persönliche Empfehlung meinerseits ist für einen Tages- oder Wochenendausflug auf die Nordseeinsel
Sylt zu fahren, diese ist mit dem Zug in drei Stunden zu erreichen.
Kostentabelle
Flug (Austrian Airlines) | ca. € 80 pro Strecke |
Unterkunft (pro Person) | € 750 (ein WG-Zimmer ist vermutlich etwas günstiger zu haben) |
Lebensmittel | ca. € 350 |
Transport & öffentliche Verkehrsmittel | ca. € 50 |
Freizeitausgaben | ca. € 400 |
Haftpflichtversicherung | ÖH-Haftpflicht |
Gesamt: | ca. € 1700 pro Person |
Weiterführende Links:
Information und Kontaktpersonen für Famulatur und KPJ am Albertinen Krankenhaus:
Albertinen Krankenhaus – Praktisches Jahr und Famulatur
KPJ an der Neurologie im Albertinen Krankenhaus:
UKE – Praktisches Jahr Informationen, Starttermine und Fristen
Wichtige Informationen zu Auslands-Praktika für MedUni Wien Studierende:
MedUni Wien – Rahmenbedingungen für Auslands-Praktika
Fördermöglichkeiten für Praktikumsaufenthalte über Erasmus+:
MedUni Wien – Förderungen
Umfangreiche Sammlung sonographischer und endoskopischer Befunde:
Sonographie Atlas und Endoskopie Bilder – Diese Sammlung, bereitgestellt durch die Abteilung für Innere Medizin des Albertinen Krankenhauses, ist nicht spezifisch für Neurologie, aber sehr empfehlenswert.
Kontakt
Bei Fragen an Gabriel Achter persönlich, wenden Sie sich direkt an die GI-Redaktion. Schreiben Sie uns ein E-Mail an: media@goinginternational.org
Haben Sie Fragen zu den Themen Arbeiten & Weiterbildung oder Jobsuche & Karriere? Dann schreiben Sie an Frau Mag. Seitz: office@goinginternational.org
Zitierung:
Achter, Gabriel: Moin im Albertinen Krankenhaus – meine Neurologie Famulatur in Hamburg (In: Polak, G. [Hg.]: GI-Mail 08/24, ISSN: 2312-0819 Going International, Wien 2024)
Veröffentlicht in GI-Mail 08/2024 (Deutsche Ausgabe).
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