Ein Erfahrungsbericht von Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dipl.-Ing. Hermann Agis, PhD , Medizinische Universität Wien, Universitätszahnklinik Wien; Zahnerhaltung & Parodontologie.
Jedes Forschungs-Fellowship ist eine einzigartige und persönliche Erfahrung. Es ist nicht mein Anliegen in diesem Bericht einen allgemein gültigen Leitfaden zu verfassen, sondern einen persönlichen Erfahrungsbericht zu bieten, der inspirieren soll.
Vorbereitung ist alles. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür!
Für die Bewerbung zu einem Fellowship braucht man Zeit, Energie und eine Vision, die trägt. Ich habe die Vorbereitung für ein FWF Erwin Schrödinger Fellowship 2011 in Angriff genommen, nachdem ich mein Doktorat (PhD) abgeschlossen hatte und auch schon internationale wissenschaftliche Publikationen vorweisen konnte.
Mein Ziel war es, in Michigan im Labor von Prof. Giannobile, einem weltweit anerkannten Experten im Tissue Engineering von oralem Gewebe, meine Kenntnisse zu erweitern. Nachdem ich mit Prof. Giannobile Kontakt aufgenommen hatte und alle erforderlichen Unterlagen zusammengestellt hatte, wozu unter anderem der Forschungsantrag, das Einladungsschreiben der ausländischen Forschungsstätte, sowie die Bestätigung der inländischen Forschungsstätte gehören, erfolgte die Antragstellung. Nach positivem Gutachten und der Genehmigung durch den FWF (Fond zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung) ging es an die Umsetzung.
Nun wurden Visum und Wohnung ein Thema. Viel Information und Unterstützung hierzu kann das International Center der Zieluniversität bieten. Mir stand das International Center der University of Michigan mit Rat und Tat zur Seite. Nachdem ich das DS2019 (die offizielle Eignungs-Bescheinigung zur Beantragung des J1-Visums) erhalten hatte, den Termin für den VISA Antrag ausgemacht hatte, die Online Anmeldung durchgeführt und alle Zahlungen getätigt hatte, ging es mit den Unterlagen zur Anmeldung des Visums.
Weiters habe ich mich in dieser Zeit für das Austrian Scientists and Scholars in North America (ASCINA) Mentoring-Programm beworben. Das Programm wurde etabliert, um jungen österreichischen WissenschaftlerInnen, die nach Amerika gehen, einen/eine erfahrene/n österreichische/n WissenschaftlerIn, die/der schon in Amerika etabliert ist, als MentorIn zur Seite zu stellen. Ich war hoch erfreut, als ich erfahren habe, dass ich für das Programm ausgewählt wurde. Prof. Lanske war für ein Jahr meine Mentorin. Sie ist Professorin für Oral Medicine, Infection and Immunity an der Harvard School of Dental Medicine und bekannt für ihre Forschung an FGF-23. Das ASCINA Mentoring-Programm hat mir die Reisekosten für persönliche Treffen finanziert und mir Weiterbildung ermöglicht.
Da man nur einmal im Jahr für das Mentoring-Programm einreichen kann und das Programm für ein Jahr läuft, ist es wichtig die Anmeldung nicht zu versäumen. Bei den Vorbereitungen des Forschungs-Fellowships kann es sehr hilfreich sein, Kontakt zu KollegInnen an der Zieluniversität aufzubauen oder mit Bekannten zu sprechen, welche schon auf dieser Universität waren. Hier kann es helfen einen Blick auf das FWF-Portal für das Erwin Schrödinger Fellowship zu werfen. Auf der Schrödinger-Weltkarte findet man schnell Kontakte am Zielort. Sie können helfen, einen Überblick über die Abläufe zu bekommen und auch Tipps zu geeigneten Wohnungen zu finden.
In den USA
Nachdem ich in den USA angekommen war, stand die Forschung an den zellbiologischen Aspekten der Regeneration von oralem Gewebe an oberster Stelle. Ich absolvierte die erforderlichen Trainings und nutzte die Angebote des International Center der University of Michigan, um die kulturellen Besonderheiten in den USA möglichst schnell kennenzulernen. Regelmäßige Berichte über den Forschungs-Fortschritt waren im Zuge der Laborbesprechungen und auch in den Zwischenberichten an den Austrian Science Fund (FWF) zu erstatten. Diese Zeit nutzte ich effizient, wovon 10 publizierte Arbeiten zwischen 2013 und 2014 zeugen.
Das Erwin Schrödinger Fellowship gab mir auch die Chance meine Forschung bei hochangesehenen wissenschaftlichen Kongressen zu präsentieren. Dazu zählen die Kongresse “American Society for Bone and Mineral Research (ASBMR) 2013” und “European Calcified Tissue Society (ECTS) 2014”.
Wir präsentierten unsere Arbeiten auch am Research Day der School of Dentistry der University of Michigan. Weiters erhielt ich die Möglichkeit meine Mentorin Prof. Lanske persönlich in Boston zu besuchen und am Austrian Science Day teilzunehmen. Diese Erfahrungen werden mich professionell und persönlich ein Leben lang bereichern. Wenn man nicht schon vor der Abreise die Rückkehr geplant hat, bieten sich internationale Kongresse auch an, um die Heimkehr nach Österreich vorzubereiten. Für mich war es wichtig den Kontakt mit KollegInnen aufrecht zu erhalten. Dies hat in der Einreichung eines Forschungsantrages zusammen mit Ass.-Prof. Priv.-Doz. DDr. Dvorak und DDr. Fügl gemündet, der 2014 akzeptiert wurde.
Für StudentInnen der Medizin, Zahnmedizin sowie der Doktoratsprogramme der Medizinischen Universität Wien, die an einem Forschungsaufenthalt in den USA interessiert sind, empfehle ich die Teilnahme an den Mentoring-Programmen der Medizinischen Universität Wien (Mentoring-Programm). Hier gibt es Raum, die persönliche Zukunft zu planen und konkret Vorbereitungen für einen Auslandsaufenthalt zu treffen.
Danksagung
Ich bedanke mich bei Prof. Giannobile und seinem Team für die großartige Zusammenarbeit sowie die beispielhafte Gastfreundschaft und bei Prof. Lanske für die Unterstützung im ASCINA Mentoring Prozess. Meine Forschung wurde durch das Erwin Schrödinger Fellowship, Austrian Science Fund (FWF): J3379-B19 sowie die Grants Nr. 10-063 und Nr. 13-017 der Osteology Foundation sowie durch den Grant RCL 653 des International Team for Implantology unterstützt. Ich bedanke mich auch bei der ASCINA und dem Alumni Club der Medizinischen Universität Wien für die Möglichkeit am ASCINA Mentoring-Programm als Mentee teilzunehmen.
Weiterführende Links:
- Austrian Scientists and Scholars in North America (ASCINA)
- FWF Erwin Schrödinger Fellowship
- ALUMNI Club der Medizinischen Universität Wien
- International Center der University of Michigan
- Mentoring-Programm der Medizinischen Universität Wien
Kontakt:
Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dipl.-Ing. Hermann Agis, PhD
Medizinische Universität Wien
Universitätszahnklinik Wien
Zahnerhaltung & Parodontologie
Sensengasse 2a
1090 Wien
http://www.bgzmk.meduniwien.ac.at
hermann.agis@meduniwien.ac.at
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Mehr Information zum Thema Arbeiten im Ausland finden Sie hier.
Tipp: Aktuelle Weiterbildungsangebote zum Thema Medizin und Gesundheit finden Sie laufend online in der Bildungsdatenbank »medicine & health«.