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Notfallversorgung am Limit - Ärzte und Sanitäter schlagen Alarm

Die Notfallversorgung ist am Limit: Viele Kliniken sind überlastet, in Dienstplänen gibt es Lücken, Einsätze sind oft gar kein Fall für den Rettungsdienst. Beim Notfallmedizinischen Forum im Rhön-Klinikum wurde nun über neue Konzepte diskutiert.

Die Situation in der Notfallversorgung sei dramatisch, so Michael Dinkel, Chefarzt für Intensivmedizin am Rhön-Klinikum. Die Zahl der Einsätze ohne Notarztbedarf sei in den vergangenen zehn Jahren um 30 Prozent gestiegen. Gleichzeitig blieben in manchen Regionen bis zu 30 Prozent der Notarztschichten unbesetzt. Die Notaufnahmen der Krankhäuser würden mit Patienten regelrecht überschwemmt, so Professor Bernd Griewing, Generalbevollmächtigter am Rhön-Klinikum.

Notfallaufnahmen der Krankenhäuser überlastet

Allein am Rhön-Klinikum wurden im vergangenen Jahr 27.000 Notfall-Patienten versorgt. Rund die Hälfte davon ambulant. Dabei seien ein Teil der Probleme wie eingewachsene Zehennägel, verstopfte Blasenkatheter oder eine nahende Geburt kein Fall für den Rettungsdienst, so die Mediziner. Deshalb sei die Fehlbelastung des Personals so hoch, sagt Uwe Kippnich vom Bayerischen Roten Kreuz.

Viele Einsätze gehörten gar nicht ins Aufgabengebiet von Notärzten. Oft schätzen Patienten ihre eigene Situation falsch ein, sagt SPD-Politikerin Sabine Dittmar, Parlamentarische Staatssekretärin am Bundesgesundheitsministerium, die selbst 15 Jahre lang Hausärztin in Maßbach im Landkreis Bad Kissingen war.

Was ist ein Notfall?

Dazu kämen die langen Wartezeiten bei Fachärzten, die Patienten dazu brächten, den schnellen und bequemeren Weg in die Notfallaufnahme der Krankenhäuser zu wählen. Das Problem sei in der Politik schon lange bekannt, so Dittmar. Man arbeite bereits daran. Die Bevölkerung müsse besser informiert werden, an wen man sich bei welchem Notfall wenden kann, fordert Michael Dinkel. An den Hausarzt, die kassenärztliche Bereitschaftspraxis, den Rettungsdienst oder schlicht die Apotheke. Wenn sich nichts verändert, werde das System zusammenbrechen.

Neue Konzepte: Telenotarzt und Drohnen

Besser abgestimmte Prozesse zwischen Kliniken, Kostenträgern und Rettungsdiensten befürwortet Dittmar. Man sei dabei, deutlich leistungsfähigere Integrierte Rettungsleitstellen zu entwickeln. Dort könne besser qualifiziertes Personal schon am Telefon entscheiden, wo der Patient richtig sei.

Den Fachkräftemangel müsse man mit technischer Innovation auffangen, sagt Bernd Griewing vom Rhön-Klinikum. Ein Telenotarzt-System sei ein mögliches Konzept für die Zukunft. In der Überlegung sei aber auch der Einsatz von Drohnen zum Transport von Medikamenten, Labormaterial und sogar Patienten. Und natürlich müsse man auch die Rahmenbedingungen fürs Personal verbessern, so der Mediziner Dinkel. Also bessere Bezahlung und mehr Wertschätzung angesichts von Angriffen auf Einsatzkräfte in jüngerer Vergangenheit.

Das Notfallmedizinische Forum fand bereits zum 16. Mal statt - dieses Jahr wieder nach dreijähriger Coronapause. Über 600 Notfallmediziner, Klinikärzte und Rettungssanitäter aus ganz Deutschland trafen sich im Rhön-Klinikum in Bad Neustadt an der Saale im Landkreis Rhön-Grabfeld zum Erfahrungsaustausch.

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Autor: Wolfram Hanke   Quelle: br.de (22.03.2023 - LW)
 
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