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Ignaz Semmelweis: Retter der Mütter und Feind der Ärzte

Ignaz Semmelweis eine der bedeutendsten Personen der österreichischen Medizingeschichte, erfuhr er Zeit seines Lebens viel Ablehnung und starb verarmt am 13. August 1865.

Handhygiene und sterile Instrumente sind in der modernen Medizin selbstverständlich. Zur Zeit von Ignaz Semmelweis legten Ärzte darauf allerdings keinen Wert. Anlässlich seines Todestags spricht Daniela Angetter-Pfeiffer vom Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) über Semmelweis und seine bahnbrechende Entdeckung.

Ein Pionier der Medizin 

Wer war Ignaz Semmelweis?

Daniela Angetter-Pfeiffer: Ignaz Semmelweis hat als Gynäkologe und Geburtshelfer im 19. Jahrhundert in Wien und Pest (Ungarn) gewirkt und sehr viel für die Gesundheit der Frauen, vor allem im Bereich der Geburt, getan. Er stammt aus dem heutigen Budapest, hat in Wien und Pest studiert und dann seine Karriere an der ersten Gebärklinik in Wien begonnen. Er ist heute bekannt als „Retter der Mütter“, weil er die Ursachen für das Kindbettfieber entdeckt hat. Er ist aber zu Lebzeiten mit seinen Entdeckungen auf ganz wenig Verständnis gestoßen.

Wie hat er entdeckt, dass die Handhygiene so wichtig ist?

Angetter-Pfeiffer: Er war an der ersten Gebärklinik des Wiener Allgemeinen Krankenhauses angestellt. Dort sind zu Semmelweis‘ Zeiten unglaublich viele Frauen am Kindbett verstorben. Das Kindbettfieber war bereits seit der Antike bekannt. Aber als Frauen begonnen haben, ihre Kinder in Spitälern auf die Welt zu bringen, sind sehr viele daran gestorben. Semmelweis hat beobachtet, dass an der zweiten Gebärklinik des Krankenhauses viel weniger Mütter versterben.

Die Entschlüsselung des Kindbettfiebers

Was war der Grund?

Angetter-Pfeiffer: Es wurde 1839 ein Gesetz beschlossen, dass Ärzte und Studenten an der ersten Gebärklinik aus- und weitergebildet wurden und Hebammen an der zweiten. Ärzte und Studenten waren wiederum oft im Leichenkeller. Wenn eine Frau eine Komplikation bei der Schwangerschaft hatte oder das Kind auf die Welt gekommen ist, wurden die Mediziner einfach aus dem Keller gerufen. Vielleicht haben sie sich gerade noch schnell die Hände mit Seife und Wasser gewaschen. Jedenfalls hatten sie, als sie dann zur werdenden Mutter gegangen sind, noch Leichengift an den Händen. Sie haben auch vaginale Untersuchungen vorgenommen, was die Hebammen an der zweiten Gebärklinik nicht taten. Semmelweis hat dann sehr viele Forschungen angestellt und bei der Obduktion immer die gleichen Symptome gesehen, die eben auf eine Blutvergiftung hindeuten.

Welche Maßnahmen hat Semmelweis letztendlich umgesetzt?

Angetter-Pfeiffer: Alle seine Studenten und Ärzte mussten die Hände mit Chlorkalkwasser reinigen. Er hat auch Waschschüsseln aufgestellt und jeder musste, bevor er eine Frau untersucht, sich die Hände entsprechend desinfizieren, also nicht nur mit Wasser und Seife reinigen.

Wie ist das bei der Ärzteschaft angekommen?

Angetter-Pfeiffer: Das hat bei den Ärzten massiven Widerstand hervorgerufen, weil diese Chlorkalklösung unangenehm für die Hände war, sie rissig und rau gemacht hat. Viele Ärzte hielten das überhaupt für reine Zeitverschwendung. Dazu kam, dass Semmelweis quasi seinen Kollegen einen Spiegel vorgehalten hat. Viele hatten das Gefühl, dass sie am Tod der Mütter schuld sind. Das ist natürlich schwer zu verkraften.

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Autor: Daniela Angetter-Pfeiffer   Quelle: oeaw.ac.at (14.08.2024 - LW)
 
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