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Rekrutierung von Gesundheitspersonal im Ausland: Die Schamgrenze fällt

Nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit stehen Gesundheitsfachkräfte unter Druck und verlassen deshalb ihr Berufsfeld.

Vor zwölf Jahren lancierte das Netzwerk Medicus Mundi Schweiz (MMS) zusammen mit dem Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und -männer das Manifest „Den Gesundheitspersonalmangel nicht auf Kosten der Ärmsten beheben“. Der Aufruf, der von einer breiten Koalition von Schweizer Organisationen der internationalen Zusammenarbeit und Verbänden des Schweizer Gesundheitssystems getragen wurde, forderte eine Konsequenze Umsetzung des WHO-Kodexes zur Rekrutierung von Gesundheitspersonal.

Verantwortung schwindet

Das Manifest hat einiges bewirkt, insbesondere in der öffentlichen und politischen Wahrnehmung der Rekrutierung von Gesundheitspersonal im Ausland. Sowohl Bundesrat wie auch die Medien haben eines der Kernargumente immer wieder aufgenommen: Die Schweiz könne sich zur Behebung des inländischen Mangels nicht einfach auf ausländisches Personal abstützen, denn dies sei unsolidarisch und gefährde die Gesundheitssysteme insbesondere in Ländern mit einem schwächeren Gesundheitssystem.

Nach zwölf Jahren guter Worte, einer Pandemie, welche gerade Pfleger:innen weltweit an den Rand und letztlich aus dem Gesundheitsbereich gedrängt hat, und nach einem mit dem Ja zur Pflegeinitiative politischem Erfolg, zeigt sich immer deutlicher: Die Rekrutierung von ausländischem Gesundheitspersonal durch Spitäler wird immer schamloser betrieben. So führte das Kantonsspital Aargau im vergangenen Jahr ein Casting in Rom (siehe Blick vom 30.4.23, pdf) durch, um Pflegerinnen zu rekrutieren. Und kürzlich sorgte das Kantonsspital Basel-Landschaft mit dem Engagement von sieben Pfleger:innen aus den Philippinen für negative Schlagzeilen.

Neue Form von Kolonialismus?

Besorgniserregend ist, dass es sich auch um einen internationalen Trend handelt. Nicht von ungefähr sprechen Vertreter:innen afrikanischer Pflegeverbände von einem neuen Kolonialismus, der um sich greife. Es braucht nun dringend politisches Handeln – in der Schweiz und auf globaler Ebene. Im Inland muss nicht nur die Pflegeinitiative umgesetzt werden, sondern alle Gesundheitsberufe müssen bezüglich Arbeitsplatzqualität gestärkt werden. Das kostet und das darf nicht auf Kosten der Prämienzahlenden gehen – wir brauchen unbedingt einen neuen Gesundheitssozialvertrag, welcher den Zugang zu qualitativ guter Gesundheitsversorgung für alle stärkt und eine gerechte Finanzierung sichert. Schliesslich geht es hier um ein Menschenrecht. Und international braucht es dringend eine Verschärfung des WHO-Kodexes zur Rekrutierung von Gesundheitspersonal. Die Freiwilligkeit des Instruments hat nicht gereicht. Was es jetzt braucht, sind verbindliche Regelungen auf internationaler Ebene.

Lesen Sie den gesamten Artikel hier.

  Quelle: medicusmundi.ch/de (14.05.2024 - LW)
 
"GOING INTERNATIONAL fördert den Zugang zu Aus-, Fort- und Weiterbildung, unabhängig von sozialen, geographischen und nationalen Grenzen."

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